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geschrieben am: 29.02.2012 um 15:42 Uhr
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Als nächstes machte ich mich auf den Weg zu meinem alten Freund. Kyle war sein Name, doch jeder in dieser Stadt nannte ihn, trotz fehlendem Doktortitel, dafür aufgrund seiner hohen Intelligenz und seiner Begeisterung für Naturwissenschaften nur Doc. Ich stand vor seiner Tür als mir ein Schauer den Rücken hinunterlief, kurz dachte ich jemand stünde hinter mir. Ich drehte mich ruckartig herum, doch sah niemanden, schaute mich kurz um bevor ich den Knauf an seiner Tür drehte die er Tagsüber immer auf lies. Der Schatten in der Gasse hinter mir schien merkwürdig dicht und undurchdringlich. Ich trat hinein und schloss die Tür hinter mir. Ich blickte mich im Flur um. Es wunderte mich, es hatte sich kaum etwas geändert seit dem ich das letzte mal dort gewesen war (und ich war eine ganze Zeit nicht dort), auch der Geruch hatte sich nicht geändert, ein hölzerner Geruch der sich mit dem aus der Küche und mit den bittersüßen Gerüchen die aus dem Keller drangen verband und dem Eintretenden in die Nase kroch. Ich genoss es richtig hier zu sein und freute mich nun sehr darauf Doc zu sehen. Nachdem mein Beutel mit Gewürzen einen geeigneten Platz an der Garderobe gefunden hatte ging ich langsam den Flur entlang geradeaus zum Wohnzimmer wo ich meinen alten Freund vermutete, die Dielen knarrten nur leise unter jedem meiner Schritte.
Ich sah ihn dort sitzen, den Kopf auf seine Hand gestützt, am Fenster sitzend und aus dem Fenster blickend. Ich verharrte im Türrahmen, fragte mich worüber er nachdachte. „Komm ruhig rein, du brauchst nicht so nachdenklich da stehen bleiben!“ Woher wusste er, dass ich dort stand? Im Fenster spiegelte ich mich nicht da dieses offen stand, ich kam dazu, dass er meine Schritte gehört haben musste. Ich trat zur Tür hinein, sah ihn an, er wandte sich nicht zu mir. „Der erste warme Tag dieses Jahr… ein schöner Tag sagen sie…, doch ich sah heut so viele verblasste Leben, dass ich es nicht mehr hören kann.“ (Er arbeitete Hauptberuflich bei der Polizei da hatte er öfters mit solch tragischen Geschichten zu kämpfen. Ich hatte aufgehört nachzufragen.) Er drehte sich zu mir, stand auf und kam auf mich zu. „Es freut mich dich zu sehn“, sagten wir fast synchron, reichten uns die Hände und umarmten uns dann.
Wir redeten eine Weile und ich merkte, dass er mir etwas verschwieg, ich wollte nicht direkt fragen, ich kannte ihn schon lange, er würde schon noch früh genug damit heraus rücken, denn auch er wusste, das er nichts vor mir verheimlichen konnte.
„Wo sind Liz und mein Patenkind?“, fragte ich, da ich gehofft hatte die beiden zu sehn. „Sie ist noch etwas zu essen kaufen für heute Abend und er wollte unbedingt mit.“, sagte er nachdem er sich hingesetzt hatte und verdeutlichte es ihm gleich zu tun. „Was ist mit dir? Wann kann ich endlich auf ein Patenkind hoffen?“ Ich setzte mich hin, lehnte mich in den alten Sessel zurück und sah an die Decke. „Nunja“, seufzte ich „keine Frau kein Kind. Du weißt doch noch wie das mit den Bienchen und den Blümchen läuft.“
Wir redeten Noch eine ganze Weile und Kyle lud mich ein mit ihnen zu essen. Ich stimmte zu, so musste ich nicht noch los um etwas zu kaufen, zuhause wartete niemand auf mich und es war schön mal wieder bei ihm zu sein. Ich merkte wie die Zeit nur so dahin ging, als wir anfingen über die alten Zeiten zu reden und Wein zu trinken. So viel hatte ich schon lange nicht mehr gelacht. „Ein schöner Tag.“, dachte ich.
Kapitel 2
Das letzte Abendmahl
Es war schon später Abend als Liz und mein Patenkind zurückkehrten. Liz schien nicht überrascht mich zu sehn und umarmte mich herzlich. „Schön dich zu sehn!“, sagte sie und bat Doc die Einkäufe in die Küche zu bringen. Eros lief auf mich zu, ich nahm ihn hoch und drückte seinen kleinen Körper an meine Brust. „Schon komisch, dass ihr ihn Eros genannt habt!“, sagte ich zu Lisa, während ich ihm durch sein kurzes, haselnussfarbenes Haar fuhr. „Wieso komisch?“, fragte sie verwundert zurück, „Frag doch nicht so unwissend…! Wegen seinem Namen natürlich“. Es war nicht die klügste Aussage gewesen die ich je gemacht hatte, doch sie seufzte, schwieg und ich ging triumphierend zu Doc ins Esszimmer, wo er bereits auf mich wartete. Es war altmodisch dekoriert und verbreitete eine angenehme Atmosphäre, doch als ich Platz nahm, merkte ich, dass die alten Holzstühle nicht sehr bequem waren. „Brauchst du Hilfe beim Kochen Schatz?“, rief Doc in die Küche, die durch einen offenen Durchgang vom Esszimmer getrennt war, „Sero hilft dir gerne!“. „Er ist unser Gast Vater“, sagte Eros schockiert und ging in die Küche um seiner Mutter zur Hand zu gehen. Ich grinste. |
"Die Neugier ist die mächtigste Antriebskraft im Universum, weil sie die beiden größten Bremskräfte im Universum überwinden kann: die Vernunft und die Angst."
Die Stadt der Träumenden Bücher, Piper Verlag 2006, S. 325 |
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