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Ray, der Junge aus dem Wald..

Nutzer: Tupsy
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geschrieben am: 21.06.2012    um 15:27 Uhr   
"Ray ist Robin. An seiner Geschichte stimmt nichts"

Der Holländer Robin van H. (20) hat gestanden, der "Waldjunge Ray" zu sein. Warum er die Lügengeschichte erfand, ist unklar, seine Eltern suchten ihn verzweifelt. Jetzt droht ihm ein Verfahren. Von Rob Savelberg

Das Rätsel um den "Waldjungen Ray" ist offenbar gelöst. Er ist 20 Jahre alt, heißt Robin van H. und stammt aus der niederländischen Stadt Hengelo. Damit hat die schwierige Suche nach mehr als neun Monaten Polizeiarbeit ein Ende.

Im September 2011 hatte der junge Mann sich bei den Berliner Behörden mit der ominösen Story gemeldet, dass er fünf Jahre in Wäldern gelebt habe. Mitschüler und Freunde aus den Niederlanden haben ihn diese Woche eindeutig identifiziert.

Auch die Polizei aus diesem Grenzort nahe der deutschen Stadt Gronau hat bestätigt, dass es ein Holländer ist, der die Berliner Polizei fast ein dreiviertel Jahr an der Nase herum geführt hat. "Wir sind uns hundert Prozent sicher, dass es sich um den Jungen handelt, da seine Stiefmutter ihn eindeutig erkannt hat", sagte Charlotte Westerhoff, Sprecherin der Polizei Twente. "Wir haben mit seiner Familie und Bekannten Kontakt aufgenommen. Wir sind sehr froh, dass er gefunden worden ist."

Ein Foto, worauf man den Jungen mit einer Halskette und seinem Initialen darauf sah, lieferte den Beweis.

DNA-Probe soll Identität bestätigen

Die Berliner Polizei war davon ausgegangen, dass der Junge minderjährig und etwa siebzehn Jahre alt war. Die Kommunikation mit ihm gestaltete sich als äußerst schwierig, da er kaum Deutsch und nur Englisch sprach.
Beweise für seine Identität So war "Ray" in sozialen Netzwerken unterwegs


Der vermeintlich Minderjährige weigerte sich, mit den Behörden zu kooperieren und lehnte auch psychologische Untersuchungen ab. Es dauerte bis Dienstag dieser Woche, bis sein Bild an die deutsche und internationale Öffentlichkeit gegeben wurde. Jetzt wird geprüft, ob die Identität durch DNA-Proben bestätigt werden kann.

Am 5. September 2011 meldete sich der junge Mann am Roten Rathaus in Berlin. Er wisse angeblich nur noch seinen Vornamen "Ray" und sein Geburtsdatum: 20. Juni 1994. Er wäre demnach damals 17 Jahre alt gewesen.

Dem Jugendnotdienst erzählte er, dass er jahrelang mit seinem Vater Ryan im Wald gelebt und in Höhlen und im Zelt geschlafen habe. Bis der Vater bei einem Sturz gestorben und von dem Sohn unter Steinen in einer Grube beerdigt worden sei. Der genaue Ort: unbekannt.

Sein Vater habe ihm den Rat gegeben, gen Norden zu laufen. So würde er die Stadt erreichen. Ein halbes Jahr sei er mit Kompass und Karte unterwegs gewesen. In Berlin angekommen, konnte er sich an seinen Nachnamen, Geburts- und Wohnort nicht mehr erinnern. Nur an seine Mutter, Doreen, die bei einem Autounfall gestorben sei.

Parallelen zu Kaspar Hauser

Bald hieß "Ray" "der Waldjunge". Er hatte einen schwarzen Rucksack, Schlafsack, Zelt und Winterkleidung dabei. Seine Geschichte klang von Anfang an unglaubwürdig, auch weil er nicht verwildert aussah, seine Haare vielmehr gut geschnitten waren. Mehrfach jedoch wurden Parallelen zu Kaspar Hauser gezogen, dem mysteriösen Findling aus dem 19. Jahrhundert. Zunächst kam der Junge bei einem Jugendnotdienst unter, später in einer Einrichtung für Betreutes Wohnen.

In den Niederlanden klingt die Geschichte um "Ray" weit weniger spektakulär. Robin van H. wurde am 2. September 2011 offiziell als vermisst gemeldet. "Seine Eltern meldeten sich zwar bei der Polizei, aber es gab keine öffentliche Suche, da er volljährig war, und keine Gefahr bestand, dass er sich selbst oder anderen etwas antun würde", erzählt Polizeisprecherin Westerhoff aus Hengelo. "In unserem System ist er ein 20-jähriger Mann, der für sich selbst verantwortlich ist." Hinweise auf ein Verbrechen lagen nicht vor.

Weil der "Waldjunge" von der Berliner Polizei über Interpol als möglicherweise Minderjähriger eingestuft wurde, haben die niederländischen Behörden keine Verbindung zu dem Vermisstenfall von Hengelo hergestellt.

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In meiner psychisch soziologischen Konstellation,
manifestiert sich die absolute Dominanz deines Individuums.
  TopZuletzt geändert am: 21.06.2012 um 15:30 Uhr von Tupsy
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Nutzer: EmmaPeel
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geschrieben am: 22.06.2012    um 10:52 Uhr   
Das ist echt der Hammer - wollt sich wohl mal wieder jmd. wichtig machen nur um in die Presse zu gelangen?
Es ist ein Unterschied, ob man zu seinen Prinzipien steht oder sich dahinter versteckt
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Nutzer: luckygoldstar
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geschrieben am: 22.06.2012    um 14:27 Uhr   
Das ist aber schon ganz schön gestört...hoffentlich hat das wenigstens Konsequenzen, immerhin wurde eine Menge Energie und Geld in die Aufklärung gesteckt!
*~*Lebe Dein Leben Du hast nur dieses Eine!*~*
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Nutzer: Tupsy
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geschrieben am: 25.06.2012    um 19:21 Uhr   
Anzeige soll er wohl bekommen haben, Nachzahlung.. nur weil er mit seinem Leben nicht klarkam.
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Nutzer: Fendt_Favorit
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geschrieben am: 15.08.2012    um 07:14 Uhr   
Es ist zwar schon eine Weile her, allerdings hatte ich bisher keine Zeit gefunden um das Posting zu schreiben. Das Thema wurde selbstverständlich auch in den Niederlanden durchgesprochen und ich fand einen interessanten Artikel mit dem Titel "Ik begrijp Robin van Helsum wel" in einer niederländischen Zeitung. Ich übersetze das mal auf Deutsch. Vielleicht interessiert es den ein oder anderen von Euch, dass es einen ähnlichen Fall in den 70er Jahren schon einmal gab. Allerdings war er weniger spektakulär. Viel Spaß beim Lesen:

Ich verstehe Robin van Helsum sehr gut..

Es war im Jahre 1974, als ich gerade 14 Jahre alt war und ich mich - wieder einmal - in einer schwierigen Phase befand. Ich verlies die Niederlanden mit den Kleidern, die ich am Leib trug, einem Rucksack, einem Schlafsack, meinem Pass und etwas Geld. Ich trampte nach Köln, wo ich Unterschlupf bei Freunden fand. Eines Tages wurde ich - ohne meinen Pass bei mir zu haben - während einer Razzia der Polizei festgenommen. In diesem Moment sah ich meine Chance, ein neues Leben mit einer neuen Identität zu beginnen.

Ich gab einen falschen Namen - Juan Ramon Pietro Carthodimedia - an und behauptete, aus Surinam in Südamerika zu stammen. Mit der bevorstehenden Unabhängigkeit Surinams und dem Wissen, wie einfach es für Bürger von Surinam ist, in den Niederlanden einen niederländischen Pass zu bekommen, dachte ich, es sei ein Spaziergang, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen; neben der Niederländischen. Zudem war mir bekannt, dass die Verwaltung der persönlichen Daten in Surinam schlecht organisiert war.

In der Zwischenzeit wurde ich im Gefängnis von Düsseldorf-Dehrendorf untergebracht. Es machte mir nichts aus, da ich dachte, dass dies der Beginn eines neuen Lebens mit einer neuen Identität sei. Leider kooperierte die niederländische Botschaft letztendlich nicht und nach drei Monaten Gefangenschaft wurde ich auf die Straße gesetzt, ganz auf mich alleine gestellt.

Manchmal wünscht man sich nichts sehnlicher als einen Neustart. Die Vergangenheit zu vergessen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.. Wie naiv das auch immer zu sein scheint.
Robin, Du wirst Deinen Weg finden und alles wird in Ordnung kommen!


Quelle: "De Volkskrant", Ausgabe vom 15. Juni 2012
Für die Richtigkeit der Übersetzung gibt's keine Gewähr. Bin kein gebürtiger Niederländer *gg*.

Grüße
Martin
Die Liebe heilt alle Wunden.
  TopZuletzt geändert am: 15.08.2012 um 07:48 Uhr von Fendt_Favorit