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"ChatFun Märchen I"

Nutzer: OnkelWeidner
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geschrieben am: 12.12.2001    um 21:43 Uhr   
[i][schwarz]Kennt ihr ein paar kurze Märchen geschichten von den Gebrüdern Grimm oder anderen oder habt ihr vielleicht sogar ein paar eigene anzubieten?

Ich würd' mich freuen hier sowas in der art zu lesen hab das in den ChatFun Foren noch nicht gesehen und ausserdem interresiert mich sowas

also legt los, ich such auch mal welche raus die mir besonders gut gefallen und schreib sie euch ab ;)

[b]JoH[/b]
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"Autor"  
Nutzer: Jane05
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geschrieben am: 14.12.2001    um 22:51 Uhr   
[i]Ich hab da ne kleene Geschichte gefunden...vielleicht gefällt sie dir..


[weiss][b]Das Märchen von der Traurigkeit...

[/b]Es war eine kleine Frau,die den staubigen Feldweg entlang kam.Sie war wohl schon recht alt,doch ihr Gang war leicht,und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.

Bei der zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter.
Sie konnte nicht viel erkennen.Das Wesen,das da im staub des Weges saß,schien fast körperlos.
Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.Die kleine Frau bückte sich ein wenig umd fragte:
"Wer bist Du?"

Zwei fast leblose Augen blickten müde auf."ICH?..Ich bin die Traurigkeit.",flüsterte die Stimme stockend und so leise,dass sie kaum zu hören war.

"Ach,die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus,als würde sie eine alte Bekannte begrüssen.
"Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch.
"Natürlich kenne ich Dich!Immer wieder einmal hast Du mich ein Stück des Weges begleitet."
"Ja,aber..",argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest Du dann nicht vor mir?Hast Du denn keine Angst?"

"Warum sollte ich vor Dir davonlaufen,meine Liebe?Du weisst doch selbst nur zu gut,dass Du jeden Flüchtigen einholst.Aber,was ich Dich fragen will:
Warum siehst Du so mutlos aus?"
"Ich ..ich bin traurig",antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.

Die kleine,alte Frau setzte sich zu ihr."Traurig bist Du also",sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf.
"Erzähl mir doch,was Dich so bedrückt."

Die Traurigkeit seufzte tief.Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen?Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht.
"Ach,weisst Du",begann sie zögernd und äusserst verwundert,"es ist so,dass mich einfach niemand mag.
Es ist nun mal meine Bestimmung,unter die Menschen zu gehen und eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen.Aber wenn ich zu ihnen komme,schrecken sie zurück,fürchten sich vor mir und meiden mich."

Die Traurigkeit schluckte schwer."Sie haben Sätze erfunden,mit denen sie mich bannen wollen.
Sie sagen:Papperlapapp,das Leben ist heiter.Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot.
Sie sagen:Gelobt sei,was hart macht.Und dann bekommen sie Herzschmerzen.Sie sagen:Nur Schwächlinge weinen.Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe.
Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen,damit sie mich nicht fühlen müssen."

"Oh ja",bestätigte die alte Frau,"solche Menschen sind mir oft begegnet."

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
"Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen.Wenn ich ganz nah bei ihnen bin,können sie sich selbst begegnen.Ich helfe ihnen ein Nest zu bauen,um ihre Wunden zu pflegen.
Wer traurig ist,hat eine besonders dünne Haut.
Manch Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde,und das tut sehr weh.
Aber nur wer trauer zulässt und all die ungeweinten tränen weint,kann seine Wunden wirklich heilen.Doch die Menschen wollen gar nicht,dass ich ihnen dabei helfe.
Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben.Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkwit zu."

Die Traurigkeit schwieg.Ihr Weinen war erst schwach,dann stärker und schliesslich ganz verzweifelt.

Die kleine,alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme.Wie weich und sanft sie sich anfühlt,dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.
"Weine nur,Traurigkeit",flüsterte sie liebevoll, "ruh Dich aus,damit Du wieder Kraft sammeln kannst.Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern.
Ich werde Dich begleiten,damit die Mutlosigkeit nicht noch auch an Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen.Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gehilfin.
"Aber...aber - wer bist eigentlich Du?"

"ICH?"sagte die kleine,alte Frau schmunzelnd,und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen.

"Ich bin die Hoffnung."


-by Inge Wuthe

...Jane*
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"Autor"  
Nutzer: OnkelWeidner
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geschrieben am: 15.12.2001    um 13:25 Uhr   
[i][schwarz]Wow ... ein schönes "Märchen"



---------


Hab aus aktuellem anlass mal das Märchen von Thinúveniel rausgesucht,
leider nur in Englisch ;)


[b]The story of Thinúveniel[/b]

The leaves were long, the grass was green,
The hemlock-umbels tall and fair,
And in the glade a light was seen
Of stars in shadow shimmering.
Tinúviel was dancing there
To music of a pipe unseen,
And light of stars was in her hair,
And in her raiment glimmering.

There Beren came from mountains cold,
And lost he wandered under leaves,
And where the Elven-river rolled.
He walked alone and sorrowing.
He peered between the hemlock-leaves
And saw in wonder flowers of gold
Upon her mantle and her sleeves,
And her hair like shadows following.

Enchantment healed his weary feet
That over hills were doomed to roam;
And forth he hastened, strong and fleet,
And grasped at moonbeams glistening.
Through woven woods in Elvenhome
She lightly fled on dancing feet,
And left him lonely still to roam
In the silent forest listening.

He heard there oft the flying sound
Of feet as light as linden-leaves,
Or music welling underground,
In hidden hollows quavering.
Now withered lay the hemlock-leaves,
And one by one with sighing sound
Whispering fell the beechen leaves
In the wintry woodland wavering.

He sought her ever, wandering far
Where leaves of years were thickly strewn,
By light of moon and ray of star
In frosty heavens shivering.
Her mantle glinted in the moon,
As on a hill-top high and far
She danced, and at her feet was strewn
A mist of silver quivering.

When winter passed, she came again,
And her song released the sudden spring,
Like rising lark, and falling rain,
And melting water bubbling.
He saw the Elven-flowers spring
About her feet, and healed again
He longed by her to dance and sing
Upon the grass untroubling.

Again she fled, but swift he came.
Tinúviel! Tinúviel!
He called her by her elvish name;
And there she halted listening.
One moment stood she, and a spell
His voice laid on her: Beren came,
And doom fell on Tinúviel

That in his arms lay glistening.

As Beren looked into her eyes
Within the shadows of her hair,
The trembling starlight of the skies
He saw there mirrored shimmering.
Tinúviel the elven fair,
Immortal maiden elven-wise,
About himcast her shadowy hair
And arms like silver glimmering.

Long was the way that fate them bore,
O'er the stony mountains cold and grey,
Through halls of iron and darkling door,
And woods of nightshade morrowless.
The Sundering Seas between them lay,
And yet at last they met once more,
And long ago they passed away
In the forest singing sorrowless.

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"Autor"  
Nutzer: Jane05
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geschrieben am: 02.10.2002    um 17:51 Uhr   
[i][schwarz]Dies passt nicht wirklich in die Spalte "Märchen"..naja.. wen juckts..;o)

[b]Weitergehen[/b]

Sitzen? Stehen? weiss nicht. Lass mich laufen, nur ein paar Schritte. Noch ein paar Schritte. Stehen. Was ist mit meiner Kraft? Kann nicht weiter gehen. Kopf senken. Meine Hände sind schwer, bekomme sie kaum hoch. Meine Handinnenflächen sind wie aufgeblasene Ballons, bespannt mit weichem Wildleder.
Oder sind meine Hände aus Holz, Holz, nur ganz weich. Ich kann meine Hände auf meinem Gesicht fühlen. Warum spühren meine Hände nicht mein Gesicht? Streiche mit meiner rechten Hand über meinen kurzgeschorenen Kopf.
Wie klein sich mein Kopf anfühlt. Oder habe ich eine riesige Hand? Muss weiter gehen. Die Leute starren. Seht mich nicht an oder ich töte euch. Nichts kommt über meine Lippen und doch schreie ich es raus. Oder war es laut gewimmert?
Verdammt. . . . . .
Die Hölzernen Stangen auf denen mein Rumpf steckt bewegen sich wieder. kann doch noch gehen. Wohin? Wohin! Muss Grinsen. Mein Gesicht schläft ein, wacht wieder auf. das Grinsen will nicht verschwinden. Jetzt verändert es sich doch ganz langsam. Der Hals wird dick, die Leute können das sicher sehen.
Ein ziehen, weit hinten, eigentlich noch weit hinter meinem Kopf. Die triumphierende Vorhut des weinens! Eine Träne entspringt am Rande des nichts. Kann sie kaum fühlen, wie sie rinnt und fließt. Kalt, feucht oder sogar nass. Ich schmecke sie.
Salzig, bitter, Blut...

Ich werde meinen Kopf gegen die Wand dort schlagen, so fest es nur geht! Mein Kopf wird explodieren in einer Fontäne aus Blut. Auf dem Boden werden Scherben wie von Kokosnussschalen liegen, umrandet von rotem Leben. Oder ist es roter Tot? Weiss nicht. Ist mir scheissegal.
Warum glotzen die mich so an? Ich werde sie doch töten! Zeitlupe, alles bewegt sich auf einmal in Zeitlupe. Mein Gehirn ist fort. An dessen Stelle befindet sich eine schwappende Masse die meinen Kopf schaukeln lässt. Bin ich auf Drogen? Glaub nicht.
Ich errinnere mich wieder. Meine Freundin will mich nicht mehr, nach zehn Jahren. Ich liebe sie noch immer, so stark, mit meinem ganzen ich. Alles kommt und geht. Immer. Dauernd. Was solls.

Verpiss dich doch, Du Schlampe! Macht mir nix! Ich hol jetzt alles nach. . . . . . .
Nein. Bitte nicht. Mach dass sie bei mir bleibt. Keine Chance, schon klar. Es wird vergehen. Oder doch nicht? Weitergehen, weitergehen...

[by Michael Both]


Bissl verwirrend und wie ich finde auch ein kleines Stück weit melodramatisch angehaucht..lol

[weiss]..Jane
Geändert am 02.10.2002 um 17:53 Uhr von Jane05
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