Auf den Beitrag: (ID: 548813) sind "0" Antworten eingegangen (Gelesen: 197 Mal).
"Autor"

30 Tonnen Kerosin

Nutzer: Birnbäumchen
Status: Profiuser
Post schicken
Registriert seit: 23.04.2001
Anzahl Nachrichten: 39

geschrieben am: 04.02.2002    um 20:35 Uhr   
Den ganzen langen Tag war Nebel
denn der Herbst fing gerade an
Freie Sicht kaum fünfzig Meter
Ich kam einfach nicht voran
Die Bäume sahen aus wie Riesen
tausend Arme griffbereit
Vor mir war die Welt zu Ende
da sah ich sie im weißen Kleid
Mitten in dem Lichterkegel
der in den Nebel Löcher frisst
Stand ein blondes junges Mädchen
dort wo die welt zu Ende ist

30 Tonnen Kerosin
knapp 2 Stunden vor Berlin

Druckluft blockiert fast meine Räder
mit einem Krampf im rechten Bein
Gleich berührt sie meinen Kühler
ein Bremsweg der kann endlos sein
Da half kein beten und kein fluchen
endlich blieb der Wagen stehn
Sie öffnete die Seitentür
und ich wollt an die Decke gehn
"Lass mich dich ein Stück begleiten"
stiess sie atemlos heraus
Frech gefragt ist halb gewonnen
und schon saß sie im Fahrerhaus

30 Tonnen Kerosin
fast 2 Stunden bis Berlin

Kräftig dröhnten die Zylinder
im kleinen Gang mehr ging da nicht
Laufen wäre heute schneller
immer schlechter war die Sicht!
"Diese Nacht vergisst du niemals
weil das Schicksal heute lenkt
manchmal gibt es so Momente
wo ein anderer für dich denkt"
Ja ich hörte ihre Worte
sie redete ja pausenlos,
ich dachte, diese kleine Nervensäge
wie werde ich die wieder los

30 Tonnen Kerosin
Noch ne Stunde vor Berlin

Und hatte sie mal Sendepause
griff sie nach dem Funkgerät
"Können mich da viele hören
zeig mir mal wie das so geht"
Dann drehte sie an allen Knöpfen
machte damit richtig Krach
Ja das hatte auch sein Gutes
denn ich blieb dabei hellwach
Dann auf einmal ohne Warnung
öffnet sie die Seitentür
"Jetzt sofort musst du hier halten
ich muss mal raus-ganz schnell und hier"

30 Tonnen Kerosin
eine halbe Stunde vor Berlin

Langsam wurde ich jetzt sauer
"Verdammt hat dasd nicht etwas Zeit
wir haben es doch gleich geschafft
ich kann nicht halten tut mir Leid"
Doch sie, sie wollte gar nicht hören
durch ihre Tür pfiff schon der Wind
so stieg ich halt aufs Bremspedal
und hab verflucht das Unglückskind
und dann sah ich vor mir die Schienen
und auch die Lichter konnt ich sehn
ein Intercity rast vorüber
obwohl die Schranken offen stehn

30 Tonnen Kerosin
10 Minuten vor Berlin

Der kalte Schweiß rann mir herunter
der Luftzug traf mich wie ein Schlag
fast hätts ein Feuerwerk gegeben
an diesem grauen Nebeltag
zwischen Wirklichkeit und Träumen
im Kreisverkehr der Phantasie
Minuten schluckten die Sekunden
und meine Augen suchten sie
Ja irgendwann fuhr ich dann weiter
ihr leerer Sitz zum greifen nah
ich stellte ihr soviele Fragen
denn irgendwie war sie noch da

30 Tonnen Kerosin
bring ich glücklich nach Berlin
  Top