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Kurzgeschichten

Nutzer: _lala_
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geschrieben am: 28.12.2002    um 11:58 Uhr   
[i][/schwarz][schwarz]wenn irh wollt könnt ihr auch ein paar dazu schreiben

Alles geplant

Sie sass da und starrte an die Decke. Noch 5 Minuten und sie musste los, in eine Welt, die nicht ihre war. Langsam richtete sie sich auf.
Wollte sie wirklich aufstehen und los gehen? Sie war sich nicht sicher, wie immer, hatte Angst auch nur einen falschen Schritt zu tun. Doch dann ermutigte sie sich.
Wenige Minuten später stand sie an der Haltestelle, spürte die Eiseskälte um ihre Nase und grub ihr Kinn tiefer in den Schal. Mit trostlosem Blicken stieg sie in den Bus und suchte sich einen Platz und plötzlich versank sie in Gedanken. Sehr oft hatte sie solche Tagträume oder dachte sich einfach Geschichten aus, die mit ihr zu tun hatten und wo sie hoffte, dass sie Wirklichkeit werden sollten. Doch natrlich erfühlten sie sich nie.
In ihrer Kindheit hatte sie schon öfter an Selbstmord gedacht. Und dann Jahre später hatte sie begonnen Abschiedsbriefe zu formulieren. Heute fiel ihr aber eine viel bessere Idee ein. Von wegen sich die Finger wund schreiben.
Nach der Schule kaufte sie sich ein Aufnahmegerät, von ihrem Geld, was sie eh nicht mehr brauchen würde. Dazu holte sie noch 10 Kassetten und dann setzte sie sich nachmittags hin, beschriftete die Teile ordentlich. Dann legte sie die erste in das Gerät und drückte auf Aufnahme. Sie war für ihre Familie und während die erzählte, rollten ihr die Tränen über die Wangen und sie hätte am liebsten alles wieder rückgängig gemacht, doch nun gabs kein zurück mehr.
Jede Kassetten wurde besprochen. Für einzelne Personen oder für ganze Gruppen, wobei ihr auffiel, wieviel Leute ihr eigentlich was bedeuteten, doch gaben sie ihr was zurück? Darauf wollte sie jetzt nicht antworten.
Fein säuberlich verpackte sie die Kassetten und legte sie auf ihr Bett. Dann nahm sie den Telefonhörer und wählte die Nummer von ihrer Schwester. Als diese abnahm, verabschiedete sie sich und während ihre Schwester erschrocken zuhörte, griff sie in das Besteckfach und nahm sich ein großes Messer. Dann legte sie einfach auf und wählte die nächste Nummer. Schließlich wollte die wenigsten einen ordentlichen Abschied, damit sie was hatte, was sie in der nächsten Welt brauchen könnte, eine Welt, die ihre war.
Schliesslich ging sie ins Bad, damit man dort das Blut leichter wegwischen konnte. Sie setzte sich auf den Badewannenrand und setzte an. Ganz leicht zog sie das Messer über ihren Arm, der schon eine grosse Narbe war. Blickte noch mal auf, bevor sie den endgültigen Ansatz machte. Dann sah sie nichts mehr.
Und der letzte Gedanke war: es war alles geplant.
Plötzlich rief der Busfahrer: "Alles aussteigen!" Sie erhob sich und ging nicht zur Schule sondern kaufte sich ein Aufnahmegerät...
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Nutzer: _lala_
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geschrieben am: 28.12.2002    um 12:00 Uhr   
[i][/schwarz][schwarz]Der Mut zu Sterben




Sie lag in ihrem Bett und starrte auf die Wand. Langsam schweifte ihr Blick zu der goldenen Schachtel auf dem Boden. Nein, heute würde sie wiederstehen. Aus ihrem CD-player dröhnte Kurt Cobains Stimme. Wie er sich wohl fühlte, bevor er die Pistole an seinen Kopf hielt und abdrückte? Sie versuchte diese Frage aus ihrem Kopf zu verdrängen. Solche Gedanken waren zu gefährlich, das finden einer Antwort zu verlockend. Schlafen konnte sie nicht. Sie wollte weinen, doch es gelang ihr nicht. Sie hatte das Gefühl ihre Seele war zu leer um zu weinen.
Wieder wanderte ihr Blick zur Schachtel, doch diesmal schaffte sie es nicht sie nicht zu öffnen.
Unter ihrem Tagebuch und einigen Fotos kramte sie das Taschenmesser hervor. Langsam klappte sie es auf, die Klinge reflektierte den Schein der vielen Kerzen in ihrem Zimmer.
Nur ein Schnitt, dann würde sie die Klinge zurücklegen. Nachdem ihr Nachthemd von den vielen neuen Wunden, die es schliesslich wurden blutüberströmt war, hatte sie eine Kraft wie nie zuvor in sich. Sie fühlte sich bereit, sie hatte sich endlich dazu entschlossen den letzten, den erlösenden Schnitt zu tun. Sie war seit langem wieder einmal mit einem, für sie mittlerweilen völlig fremden Gefühl durchströmt, sie war glücklich. Zitternd hielt sie das Messer an ihre Pulsadern und zog durch. Jeder Mut verging in diesem Moment. Etwas Blut tropfte heraus, sie hatte nicht tief genug geschnitten. Noch einmal würde sie das nicht schaffen. Tränen liefen ihr über die blassen Wangen. Vielleicht hatte sie absichtlich und doch nur unterbewusst nicht so tief geschnitten. Vielleicht war sie doch noch nicht bereit.
Verdammt, sie konnte aber nicht mehr. Warum fand sie nie die Kraft dem Elend ein Ende zu setzen; den Schmerzen, dem Spott, der Angst? Sie wusste jetzt war sie noch nicht so weit, doch bald würde sie es schaffen. Und dann, endlich würde sie aufhören zu fallen und beginnen zu fliegen
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Nutzer: _lala_
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geschrieben am: 28.12.2002    um 12:12 Uhr   
[i][/schwarz][schwarz]Rette dich allein




"Bleib", sagte sie auffordernd zu ihm, als er gehen wollte. Die Küchentür war noch offen, er hatte noch keine Zeit dazu gehabt sie zu schließen, denn er war ja gerade erst hineingekommen. Er war unsicher, was er zu tun hatte. Sollte er ihr helfen? Sollte er gehen? Oder sollte er ihren Eltern bescheid sagen? Nein, das ging nicht, die waren verreist.
Es schauderte ihn, als er sie so, scheinbar sehr erschrocken weil er ins Haus platzte, da stehen sah. Steif, ohne jede Zuckung stand sie da, mit dem Messer in der rechten Hand, der Ärmel des linken Unterarmes hochgekrämpelt. Es war alles so schön vorbereitet, alles so exzellent geplant. Nur eines vergass sie: ihn! Woher er den Haustürschlüssel hatte, wusste sie nicht und es spiele auch keine Rolle mehr, denn er hatte sie auf frischer Tat ertappt.
Sie hatte ihm sagen wollen, dass alles nur ein Missverständnis war, dass es ganz anders wäre, als es zur Zeit aussah. Doch so schnell konnte man ihn auch nicht für dumm verkaufen und außerdem blieben ihr die Worte im Halse stecken. Zu sehr erschrack sie, als er plötzlich in der Tür stand. Minuten des Schweigens vergingen.
Leise flüsterte sie: "Bleib". Es klang wie eine Bitte, sie hatte ihn noch nie um etwas gebeten. "Bleib und versuche, mich zu verstehen", flüsterte sie weiter. Verdutzt stand er da, die Türklinke immer noch fest in seiner Hand. Was er dachte, konnte sie nicht ahnen, doch diese Stille seinerseits war unerträglich. Er suchte immer noch nach der richtigen Lösung.
"Bitte, sag doch endlich etwas, mein Schatz, ich liebe dich doch so sehr, bitte!", sie flehte, immer noch das Messer in der Hand. Und dann erwiederte er mit sehr betonten Worten: "Ich liebe dich, weißt du noch, was ich dir sagte? Ich sagte, entweder ich oder das Messer! Und du hast dich für mich entschieden, bis jetzt. Doch die Entscheidung für mich konnte nicht von Dauer sein, das sah ich dir an, doch ich hoffte es so. Nun hast du dich unentschieden, nun mußt du sehen, wie du alleine zu recht kommst. Einma schon hab ich es dir verziehen, dir geholfen, dich gerettet und mir geschworen, wenn's noch ein zweites Mal passiert, bin ich weg." Seine Stimmt klang zittrig, aber er versuchte es zu verbergen.
"Bleib, bitte bleib!", etwas anderes konnte sie nicht sagen. Seine Worte waren so unerträglich, das konnte er doch nicht ernst meinen, nein, gleich würde er sie wieder in seine Arme schließen und alles würde gut werden. "Nein, du hast dich endgültig entschieden, noch einmal kann ich dir nicht helfen, du mußt dich nun selber retten.". Er wusste nicht, was er ihr antat. Zum ersten Mal fing er an sich zu bewegen. Er ging aus der Tür, schloss sie sanft und als sie die Haustür hörte, begriff sie, dass es nun endgültig war.
"Bleib, ich liebe dich doch so, bitte bleib, ohne dich kann ich nicht leben", flüsterte sie, aber er konnte es nicht mehr hören. Er war weg. Sie wußte, was sie zu tun hatte. Das Messer in ihrer Hand bohrte sich nun in ihren Arm, ganz tief.
Er grübelte tagelang, ob er das Richtige getan hatte, er liebte sie doch so sehr. Bis zu dem Anruf ihrer Eltern war er am Grübeln. Dann wurde ihm plötzlich klar, er hatte falsch entschieden.
Den Anzug, den er heute trug, war für einen guten Anlass gekauft. Sie hatte ihn mit ausgesucht, er sollte für ihre Verlobung sein. Doch heute war kein guter Anlass, es war der Tag ihrer Beerdigung. Es tat ihm alles so leid, er hätte bemerken müssen, dass sie sich nicht alleine retten konnte. Am Grabe schwor er ihr, sie würden bald wieder zusammen sein.
Und so sollte es dann auch kommen. In der folgenden Nacht lief er zum Friedhof. Zu ihrem Grab. Sie war tot - seinetwegen. So glaubte er zumindest. Er wollte wieder bei ihr sein. Es sollte wieder alles gut werden. Also nahm er die Tabletten aus seiner Tasche und schluckte sie alle.
Nach kurzer Zeit war er wieder bei ihr, beide waren für ewig vereint.
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