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geschrieben am: 05.01.2003 um 23:08 Uhr
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Heinz ließ die Wohnungstür offen und schlich die Treppe hoch. Hier auf dem Flur war die Klimperei noch lauter. Er wartete, bis dieser Stümper an die Stelle kam, an der er immer hängen blieb, dann klingelte er mit dem linken Zeigefinger seiner behandschuhten Hand, in der rechten Hand hielt er die Rührkeule hinter dem Rücken.
Der Mann öffnete. Er war noch ziemlich jung, aber sah arg verwahrlost aus, die Haare fielen ihm wirr ins Gesicht, und in seinem Mundwinkel hing eine Zigarette.
„Guten Morgen“, sagte der Mann und sein Gruß hatte so einen fragenden Unterton. Er konnte sprechen mit der Zigarette im Mund.
„Guten Morgen“, antwortete Heinz höflich.
Dann schlug er zu, hart und genau. Der Mann hatte keine Chance, sich wenigstens zu erschrecken. Er sackte sofort zusammen. Heinz nahm ihm die noch brennende Zigarette aus dem Mund und drückte sie auf dem Fußboden aus. Dann rollte er den Mann behutsam in seinen Flur und zog die Tür zu.
Leise schlich er wieder hinunter und warf die blutige Keule in den Mülleimer.
Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl und nahm sich die Zeitung vor, war schon interessant, was die Ärzte heutzutage alles schaffen.
Dann kam Gerda aus dem Bad, sie sah so frisch aus, wie neugeboren. Heinz lächelte und legte die Zeitung beiseite.
„Ach, mein Schatz“, sagte Gerda, „wie du das immer hinkriegst.“
„Für dich, mein Liebling“, antwortete Heinz.
Dann aßen sie beide, die Semmeln waren noch warm, köstlich.
Auf einmal stutzte Gerda.
„Sag mal“, sprach sie und kicherte, „heute keine Klaviermusik?“
„Nee“, sprach Heinz und biss von seiner Semmel ab, „ich hab ihn erschlagen.“
Gerda sah ihn an.
„Wirklich?“
„Ja.“
Zwischen ihnen gab es keine Geheimnisse.
„Womit?“
„Mit der Rührkeule.“
„Und wo ist die jetzt?“
„Im Mülleimer“, antwortete Heinz.
Gerda stand auf und schaute in den Mülleimer.
„Tatsächlich“, sagte sie und setzte sich wieder, um weiter zu frühstücken.
Nach ein paar Minuten stutzte sie.
„Hast du auch Handschuhe angezogen?“
Heinz antwortete mit vollem Mund etwas undeutlich.
„Ich bin doch kein Idiot, natürlich.“
Gerda schwieg, als wenn sie nachdachte. Schließlich sagte sie.
„Na ja, den Müllsack nehmen wir nachher mit runter, wenn wir zum Einkaufen fahren, Montags kommen ja immer die Müllmänner.“
Später saßen sie zusammen und machten den Einkaufszettel fertig.
„Ach“, sagte Gerda, als sie schon eigentlich alles aufgeschrieben hatten, „schreibe noch Rührkeule dazu, wir brauchen eine neue, ich will doch heute noch Käsekuchen backen.“
Heinz schmunzelte. Na klar, heute nachmittag kommen die Kinder zu Besuch, und Gerdas Käsekuchen war ein Hit, besonders, wenn er noch warm war.
Und er schrieb am Ende des Zettels „Rührkeule.“
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