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geschrieben am: 23.10.2002 um 21:28 Uhr
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Also dann,
werfen wir der Vollständigkeit halber auch einen Blick auf die arme Klara, die unter der Last der alleinigen Familienehre schließlich zerbricht, auferlegt - wie könnte es anders sein - vom Vater, den wir ja schon näher kennenlernen durften.
Brav und sittsam ist es, das unschuldige Kind, der vom Vater aufgestellten Familienhierarchie voll und ganz ergeben. Hin- und hergerissen von der Angst um und vor Meister Anton kann es der totalen Handlungsunfähigkeit nicht entfliehen und folgt bis zum Ende blind, apathisch einem Ehrenkodex, der im Herzen doch niemals der ihre war. Sie klagt Gott ihr Leid, voller Ehrfurcht und doch Vertrauen, das sie in niemand anderen hat. Da hatte sie sich wohl an den Falschen gewandt, doch zurückgeschickt wird nichts, verschenkt ist verschenkt..
Klara, gefangen in einem Traum, den sie nicht zu träumen vermochte, wusste das Schwert nie zu führen, sie verließ das Schlachtfeld bevor sie es betreten hatte und fiel sterbend, von hunderten bitteren Pfeilen durchbohrt, auf den schon salzigen Boden. Und dort wo ihr Blut in der Erde versickerte, wuchs nie wieder ein grüner Halm, aber das wissen wir ja bereits.
Nein, so wie du mir kein guter Vater wärst, wäre ich dir keine gute Tochter, wie auch meine Schwester nie ein guter Bruder wäre. Eben so wie sie im Buche stehen; wir spielen unsere Rollen zu schlecht als dass wir dem gerecht werden könnten.
Oder glaubte Klara am Ende an einen Gott, den es gar nicht gab? War ihr Glaube zu schwach? Oder hätte es einem einzigen Zeichen von eben jenem Allmächtigen bedurft, um aus dem Ende keine unweigerliche Katastrophe zu machen? Ließ er sie im Stich, wie so viele andere?
So sprach auch das Mädchen schon vor langer Zeit ein verzweifeltes Stoßgebet:
Du siehst so ernst, Geliebter! Deinem Bilde
Von Marmor hier möcht ich dich wohl vergleichen:
Wie dieses gibst du mir kein Lebenszeichen.
Mit dir verglichen, zeigt der Stein sich milde.
Doch sie wusste es besser als wir alle, sie sprach nicht ins Nichts, sie sprach zu einem Herzen, das noch heute fast stoisch unser aller Lebenstrunk auch in die kleinsten Kapillaren pumpt. Hörst du es schlagen, in dunkelster Nacht, in tiefster Stille, im größten Chaos? - Nicht willens, sich dem Geiste zu ergeben, der ermattet schon lange zu Boden ging, wie auch Klara am Ende des Dramas, das nicht unseres ist.
Das lässt uns überzeugt zu dem Schluss gelangen, dass Klara kein schmiedeeisernes Kreuz um ihren Hals getragen haben kann, nie wäre sie sonst gescheitert. Nie.
Möge die Dankbarkeit jener Seelen auf ewig dein sein..
So sinke ich jedoch nicht, wie ein Diener seiner Majestät, vor deinen Füßen zu Boden, sondern schaue dir gerade in die Augen, unterdrücke meinen sterbenden Schrei der Verzweiflung und summe statt dessen eine Melodie.. [i]Meine Wahl ist deine Wahl ist meine Wahl ist deine Wahl ist Liebe.. Ist Liebe.
Hast[/i] du deine Wahl getroffen? Hast du deine Wahl getroffen und glaubst doch aus tiefstem Herzen an Lichter in der Dunkelheit, an schmelzendes Eis, an Feen und gute Geister?
Bereit sich zu ergeben, bereit zu springen steht der verlorene Held auf der schwankenden Planke, die Hände auf dem Rücken gebunden, die Augen fest geschlossen vor dem, was ihn erwartet. Doch er zögert zu lange, bevor er selbst den Sprung wagen kann wird er von fremden Händen in die Tiefe gestoßen.. Und er merkt nicht dass die Fesseln sich gelöst haben, dass er schwimmen kann. Er merkt es nicht, er geht unter..
Er wird nie erfahren dass das er das Paradies hätte erreichen können, wäre er doch nur geschwommen; er wird nie erfahren dass er von dem festen Boden unter den Füßen nicht weit entfernt war - Naturboden, denn im Paradies existieren keine skelettartigen, zubetonierten Holzstreben.
Die Augen geschlossen, glaubend, überzeugt lief er weiter auf einem Weg den er nicht sah und verfehlte das Ziel nur knapp.
Von wem hier die Rede ist? Ich habe keine Ahnung, so jemanden kenne ich nicht - was ist mit dir? |
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