Auf den Beitrag: (ID: 568403) sind "3" Antworten eingegangen (Gelesen: 388 Mal).
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Nutzer: Gast_Zaira
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Anzahl Nachrichten: 563

geschrieben am: 11.01.2003    um 21:29 Uhr   

Kahl
liegt der felsige Weg vor mir
Schwarze Vögel umkreisen
in den Himmel ragende,
nach Hilfe suchende Äste
vom Wind blankgescheuerter Bäume

Einsam
wandern meine Blicke
den nebligen Horziont entlang
finden keinen Halt wie meine Füße
die über den Abgrund treten
um endlich frei zu sein



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Nutzer: Gast_Zabia
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geschrieben am: 12.01.2003    um 11:39 Uhr   
Du schaffst es, mit Worten Bilder zu malen, die mir Angst machen.

Ich vermute, Du liebst Bäume ebenso wie ich?
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Nutzer: Gast_Zaira
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geschrieben am: 13.01.2003    um 21:42 Uhr   
Hmm..die Dir Angst machen.... ist ein schwieriges Thema. Auf der einen Art weiß ich wohl, das solche Reaktionen da sein werden und sind, auch wenn es (ausgenommen diesmal) nicht als Antwort da steht, aber auf der anderen Art....schwer zu erklären und es ist auch besser dieses Thema, oder besser gesagt, meine Gedanken gerade, nicht weiter so öffentlich präsent zu machen. Nur soviel, die gemalten Bilderworte helfen... ich mag generell gerne die Natur, aber am liebsten das Meer und die Bäume....

[i] träum [/i]
Geändert am 13.01.2003 um 21:43 Uhr von Zaira
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Nutzer: Gast_Liralu
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Anzahl Nachrichten: 288

geschrieben am: 14.01.2003    um 01:47 Uhr   
[i]Ein bisschen Angst für Zabia, ein Baum für Zaire und Inspiration für unser aller Träume....[/i]

Das Lied vom Geierbaum

Vom Hahnenschrei bis zur Mitternacht
Raufen die Geier wie irr mit dem einsamen Baum.
So viele Flügel verdunkeln den Himmel, daß er durch Stunden
die Sonne nicht sieht.
Aufsingt um ihn vom ehernen Flügelrauschen der Raum.
Und die peitschenden Flügel, die auf ihn gezückt
Zerhauen im Sturz ihm den zitternden Leib und zerstücken
ihm Knospe und Glied.
Wenn ihr Flügelschlag in sein Astwerk kracht
Seine Rinde zerreißt, seine Krone zerpflückt
Steht er zusammengekauert gebückt
Verwahrlost und blutend, zerhackt und zerzaust
Von stählernen Schwingen wie Schwertern durchbraust
Wohl ist das Würgen der Flügel so stark in seiner Zweige
zerfetztem Gezwirne
Das er zitternd im Grunde die Wurzel schon prüfte, ob sie
ihn halten werde:
Da bebte die Wurzel unten, ganz unten, tief unter der
Erde
Aber er stemmte sich doch in die Erde, er, der sich gegen
den Himmel nicht wehrte
Aber er stemmt sich und steht.
Wohl träumte er Mittag und Abend und Mitternacht wie
einen dunkelen Traum.
Aber er steht, mühsam wohl unter dem ungeheuren
Pralle
Hebt schwer und schwankend hoch in die Luft zerfetzt
seine Stirne:
Laut höhnt er nachts die sich mühenden Geier und
verlacht sie alle.

Aber die Geier wiegten sich müde im Mondglanz und füllten
mit ehernem Kreischen den Raum.
Und schon rauschten die Fittiche zitternder, und der Baum
gibt wohl acht
Wie es den Geiern vor seiner Unsterblichkeit graust.
Oh, seine Zweige spannt er jubelnd weit, weit, denn es war
eine Frühlingsnacht.

Ja, jetzt ist es müde, dies sterbliche Volk, und der Baum wird
Blühen, zerhackt und zerzaust.
Heute wollte er blühen beginnen – da lachte der Baum.
Aber die Geier wiegten sich müder im Mondglanz und füllten
Mit ehernem Kreischen den Raum.
Sie hörten ihn leise lachen, statt stöhnen – in seinem
Traum.
Morgen würden sie staunen, wenn sie sahen, wie er herrlich
frei blühte...
Schwerer ward ihr Gefieder, und sie wurden traurig und
müde
Hoben sich schwer in die Lüfte und fielen in bleischwerem
Falle
Auf den wunden Baum, da wars er zum eisernen Hügel.

Denn sie hocktem im Schlafe gedrängt auf jedem einzelnen
Ast
Hielten im Schlaf mit der todmüden Kralle
Zweige und Triebe und Knospen umfaßt.
Bogen die Schwingen wie eherne Schilde krumm
Und deckten den staunenden Baum von oben bis unten mit
ehernem Flügel
Zittern unter der müden Last
Der Baum ward stumm.

Von der Mitternacht nur bis zum Hahnenschrei
Hockten die schlummernde Geier mit schauernden Flügeln
Und manchmal mit heiserem Schrei
Kummervoll auf dem stöhnenden Baum.
Verstumpft sind die Krallen; die Schwingen verdorben
Und sie träumen vom Baum, daß der unsterblich sei. –
Wenn sie im Frührot mit schmerzendem Schweben
Schläfrig in den dämmernden Frühlingsmorgen sich heben
Füllen mit ehernem Klingen die müden Flügel den Raum
Und sie schauen von oben wie Spuk und gespenstigen
Traum:
Unten der Baum
Und der Baum ist gestorben.

Berthold Brecht

[i]Mein Geschenk für euch, so ihr es denn wollt.

Lira[/i]
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