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geschrieben am: 22.01.2003 um 21:47 Uhr
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"F*ck mich, bitte!", hauchte sie leise.
Der kleine Engel hüpfte von Schatten zu Schatten und atmete hörbar. Das Pfeifen seiner Lungen zerschnitt ihr Flehen. "Ich werde dich töten.", fauchte er mit heller Stimme zurück. Sie lächelte. Wieder sprang er auf allen Vieren durch die Bäume, deren Zweige ganz zärtlich den Boden streichelten.
"Ich werde dir weh tun.", krächzte er wieder. "Komm doch." Langsam kroch sie, auf dem Rücken liegend im Krebsgang von ihm. Dann verschwand die Sonne. Sein erschöpftes Gesicht formte neue Züge. Züge, die Gier und den Ausdruck des Triumpfes auf den Lippen und den Lidern trugen. "Gefunden, mein Kind.", grinste er hämisch.
"F*ck mich endlich, du Feigling.", lachte sie ihn aus. Wie ein wildes Tier sprang er durch die peitschenden Arme der Trauerweide und knallte vor ihr auf den Boden. Der dünne Körper stank nach Verwesung, die Augen schienen leer, nicht so die Hände. Aus ihnen rann das Blut und mit ihm pures Adrenalin. Durch die blassschimmernde Haut sah man sein kleines, verschrumpeltes Herz wie ein Hämmerchen pochern. Unbehaglich schüttelte er die verklebten Schwingen, wie eine Ente, die aus dem Wasser kommt. Die lange Zunge leckte die roten Tränen von den zitternden Fingern seiner selbst.
"Nun zu deinem Wunsch, mein Kind ...", begann er händereibend. "Wie hast du es denn gerne?" Wieder lachte sie. Plötzlich entglitt seine Mimik in eine nichtssagende Neutralität. "Spürst du mich, mein Kind?". Verständnislos stellte sie ihr Schmunzeln ein und sah ihn fragend an. "Spürst du mich, wenn ich dich streichel?", fuhr er fort. Seine dreckigen Fingernägel strichen über ihren zarten Hals. "Ich kann dein Herz schlagen hören. Gib mir dein Herz!" Seine Finger fummelten unabhaltbar an ihrer Bluse, gierig und kratzend. Entsetzt suchte sie seine Augen, vergeblich, denn sie konzentrierten sich unablässig auf die Sezierung ihres Oberkörpers. "Wie es schlägt ...", seufzte er und grub in ihrem Fleisch.
Da bewegten sich die Blätter im kalten Wind dieses Waldes und das Mondlicht schlich durch die entstandenen Himmelspforten. Er hielt inne und sah sie an. Einmal bewegte sich sein Brustkorb und die zählbaren Rippen auf und ab, ganz langsam. "Goldenes Haar und wunderschöne grüne Augen.", schluchzte er vorwurfsvoll. "Wieso hast du nichts gesagt?" Langsam strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und zuckte bei jeder berührung, als griff er in ein Nadelkissen. "Soll ich dich noch immer f*cken, mein Kind?", fragte er mit bebender Stimme, flüsternd, vorsichtig.
"Nein, halt mich fest, ganz fest und töte mich später.", erwiderte sie weinend, ihre feuchten Wangen in seinem Hals versteckend.
Ein paar Minuten saßen sie so. Er schwieg, sie schluchzte und sprach unverständlich Flüche und Gebete in einer hübschen Regelmäßigkeit.
"Ich hasse mich.", flüsterte sie kaum hörbar und sah ihm dabei tief in die Augen. Der Wind legte sich so schnell, wie er kam und die Blätter legten ihre schwarze Decke wieder über den flauschigen Waldboden.
"Ich hasse mich auch, ...", antwortete er gleichgültig, "... aber ich bin kein Feigling. Ich existiere für all die verbliebenen, die ohne mich nicht leben wollen. Ich lebe für sie, bis ich ihnen eines Tages das Herz stehlen kann. Dann bin ich erlöst."
Er nahm ihr lächelndes Gesicht in beide Hände, für ein paar Sekunden. Dann drehte er den Kopf um 180°.
"Ich lasse mir für gewöhnlich nicht sagen, wann ich jemanden töte, aber wer so aufrichtig und ehrlich darum bittet, kann alles von mir haben."
Sein schmatzen lockte den Rest von ihnen aus den Schatten der Bäume, aus den Löchern der Erde und aus den Wolken am Himmel. Er aß, so viel er konnte, dann trollte er durch das Unterholz von dannen. Kurz hielt er inne und sah über die Schulter zurück auf den Ort der Hinrichtung: "Eine schwere Nuss warst du nicht, aber wenigstens hat es geknackt.", egalitär zuckten seine Schultern, bis ein selbstsicheres Schmunzeln ihn davon befeite.
Ich tat es für dich, liebe D.
Genieß es, es steckt soviel Liebe darin.
in der selben
Toni
anmerkung: T-bone sandte mir den text und bat mich, diesen wieder hineinzusetzen, bis daddle stellung nehmen konnte. na, wie finden wir das? gut, genau, weil: er einen fehler einräumt und sich seiner sache ziemlich unsicher ist UND weil er ein lieber knochen ist.
applauswürdig? ein mittlerer ... *mit fingerspitzen klatscht* Geändert am 23.01.2003 um 16:23 Uhr von Glorious Geändert am 23.01.2003 um 16:30 Uhr von Glorious |
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