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Gefangen im Netz der Gesellschaft

Nutzer: schokobohne
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geschrieben am: 29.01.2003    um 17:33 Uhr   
[i] [weiss] "Hör auf, zu schauen, als würden wir dich in einen Jugendknast fahren", Dad schaut Enrico schmunzelnd durch den Rückspiegel an und konzentriert sich gleich darauf wieder auf die Straße. "In Kassel wirst du viel schneller eine Arbeit finden, als in Premnitz!"
"Und was ist, wenn ich auf dein dämliches Kassel keine Lust habe?", kontert Enrico zurück und schaut auch weiterhin schlecht gelaunt aus dem Fenster.
Ich kann meinen Bruder verstehen, mit dem Unterschied, dass mich nicht sonderlich viel an Premnitz gehalten hat. Premnitz ist nur irgendeine etwas größere Stadt in der Nähe von Brandenburg und obwohl wir dort schon wohnen, seit ich denken kann, hat es mir in Premnitz noch nie sonderlich gefallen. Und um ehrlich zu sein, liegt das nur an mir. Ich mache mir das Leben nun schon seit Jahren schwerer, als es eigentlich hätte sein müssen, und vielleicht ist es auch einfach nur die Tatsache, dass es eben auch Menschen geben muß, die sich der Gesellschaft auf keinen Fall anpassen wollen.
„Es kotzt mich echt an“, trampelt mein Bruder weiter auf dieser Geschichte herum. „Ihr wißt doch gar nicht, wie Scheiße es ist, einen Freundeskreis nach mehr als zehn Jahren einfach so zu verlassen. Ist euch eigentlich klar, dass...“
„He hallo“, unterbreche ich Enrico und schaue ihn an. „Wer von uns beiden ist denn nun schon fast zwanzig, könnte einen Führerschein und ein Auto haben und schon längst in einer eigenen Bude wohnen? Und wer von uns beiden ist gerade erst siebzehn geworden, hat nach der Schule keine Lehre bekommen und muß sich jetzt noch über ein halbes Jahr mit einem dämlichem Berufsvorbereitungsjahr herumquälen?“
„Das ist doch was ganz anderes“, Enrico schaut wieder, völlig entschlossen, seinen Protest durchzusetzen, aus dem Fenster. „Du hattest in Premnitz sowieso keine Freunde...“
„Juliane hat Recht“, pflichtet mir Mom bei. „Du hättest schon längst ausziehen können!“
„Außerdem hat dich keiner dazu gezwungen, mitzukommen“, setzt Dad hinzu und veranlaßt Enrico, vorerst seinen Mund zu halten und den armen, beleidigten Jungen zu spielen.
Ich mag Enrico wirklich wahnsinnig, aber in dieser Beziehung ist er echt nicht mehr auszuhalten. Ich weiß, dass er nur nicht zugeben will, Angst zu haben, allein dazustehen und nur deswegen hat er sich auch keine eigene Wohnugn gesucht. Er ist ein Familienmensch und versucht genau das mit einer verdammt schlechten Coolness zu verbergen.
Ich selbst bin echt froh, dass Enrico mit umzieht. Wir haben uns schon immer sehr gut verstanden. Er ist immer für mich da, wenn ich Probleme habe, und die habe ich verdammt viel, und umgedreht natürlich genauso. Am schönsten ist es immer dann, wenn wir gemeinsam wieder einmal irgendeine Disco unsicher machen. Enrico ist groß und hat von Natur aus eine ziemlich dunkle Haut. Das allein macht ihn unwiederstehlich, aber auch so ist er ein ziemlich hübscher Typ und ja, manchmal ist es fast schon schade, dass er mein Bruder ist. Aber ebend genau deswegen kenne ich, nach nun schon siebzehn Jahren, all seine Macken und auch streiten können wir beide wahnsinnig gut.


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Nutzer: schokobohne
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geschrieben am: 29.01.2003    um 17:42 Uhr   
[i] [weiss] Um kurz einmal zu mir zu kommen: Ich bin vor kurzem siebzehn Jahre alt geworden und habe, wie schon gesagt, nach der zehnten Klasse keine Lehre bekommen. Keine Ahnung, an was das lag, auf jeden Fall habe ich mich dann kurzfristig zu einem Berufsvorbereitungsjahr im bereich Verwaltung angemeldet, da ich ja trotz allem meine Schulpflicht abzusitzen hatte. Und ja, ich habe dort echt gute Freunde gefunden, auch wenn es nur wenige waren, um die es mir jetzt, wo ich wegziehe, schon ein bißchen leid tut, aber wirkliche Freunde oder feste Beziehungen, für die es sich gelohnt hätte, zu bleiben, hatte ich in Premnitz nicht. Was mich jetzt, in einer Vorstadt von Kassel, erwarten wird, weiß ich nicht, ich weiß nur jetzt schon, dass ich mit der Gesellschaft, mit der Jugend an sich, wieder nicht zufrieden sein werde und das hat an sich nur Nachteile.
Um es einmal vereinfacht zu sagen: Ich selbst entspreche, weder im Aussehen, noch im Auftreten, noch im Denken, nicht der Norm der heutigen Gesellschaft und ich weigere mich in jeder Lage, mich zu ändern oder anzupassen. Ich kenne einige Leute, die genauso sind wie ich, doch ich treffe sie immer weniger. Der größte Teil der ‚Normalos‘ kann mich nicht leiden. Ich passe nicht dazu, also werde ich ausgesondert wie ein Delphin im Fischernetz, mit dem Unterschied, dass die Leute sich wahnsinnig gern über mich lustig machen. Ein kleiner Teil dieser Menschen findet mich mutig, doch die meisten sind einfach nur zu feige, zuzugeben, mit mir befreundet zu sein und ich hoffe nur, dass ich in Kassel ähnliche Leute finden werde, wie in dem Berufsvorbereitungsjahr in Premnitz...
„Ist dir eigentlich klar, dass du so oft wie du nur willst deine Freunde in Premnitz besuchen kannst?“, ich boxe Enrico aufmunternd auf die rechte Schulter. „Und hey... mich hast du doch auch noch.“
Enrico grinst gekünstelt. „Ja, Schwesterchen, das muntert mich jetzt wahnsinnig auf!“
Ich rolle mit den Augen und gebe es auf. Da ist nichts zu machen, aber ich bin mir sicher, dass sich das mit der Zeit gibt.
Ich hoffe nur, wenigstens einige vernünftige Leute in Kassel, eigentlich in Fuldabrück, zu finden. Und noch immer weiß ich nicht, ob ich mich auf die Tatsache freuen soll, dass ich ein größeres Zimmer bekomme, aus dem ich noch mehr rausholen kann, als aus dem im Premnitz, oder ob ich mich darüber ärgern soll, dass ich nun innerhalb eines halben Jahres schon zum zweiten mal neuen Kontakt knüpfen muß.


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geschrieben am: 29.01.2003    um 18:21 Uhr   
[i] [weiss] „Da sind wir“, reißt Dad mich, und wahrscheinlich auch Enrico, aus meinen Träumen. Verschlafen schaue ich aus dem Fenster und gleich darauf auf die Uhr. Ich habe knapp zwei Stunden geschlafen. Während ich mich strek-ke und laut gähne, fahre ich verstohlen über meine Haare, um zu prüfen, ob sie auch noch so stehen, wie ich das gerne hätte. Ich steige auch als erstes aus, während meine Eltern noch immer im Auto sitzen und darüber diskutie-ren, ob der Möbelwagen nun schon da war, oder nicht.
Im Autofester schaue ich mir meine Haare noch einmal genauer an. Das mit meinen Haaren ist da so eine Sache. An den Seiten lasse ich sie mir, meistens von Enrico, ohne Ansatz wegrasieren, während der Rest, ein ungefähr zehn Zentimeter breiter, schwarzer Irokese ungefähr genauso hoch wie breit ist. Es gibt Tage, an denen ich keine Lust habe, eine halbe Stunde lang im Bad zu stehen und mir meine Haare nach oben zu fönen, an solchen Tagen schmeiße ich meine Haare mit etwas Haargel einfach nach hinten und bin zufrieden, aber wenn es darum geht, in eine neue Stadt, in eine neue Klasse zu kommen, dürfen weder die Frisur, noch meine starke Schminke um die Augen und genauso wenig meine Nietenhals- und Armbänder fehlen. Dieses Punkimage ist mir von allem, was ich tue, noch immer am wichtigsten.
„Es steht alles noch, keine Angst“, schnauzt Enrico mich auch sofort an, während er sich stöhnend aus dem Auto quält. „Du wirst die Leute hier genauso schocken wie in Premnitz!“
„‘Es steht noch alles, keine Angst‘!“, äffe ich Enrico gekonnt nach und ziehe eine Grimasse. „Lustig, lustig. Bist doch auch nur neidisch, dass du nicht Gesprächsstoff Nummer eins sein wirst!“
„Hört auf, euch schon wieder zu bekriegen“, Mom sitzt noch immer im Auto, hat das Fenster heruntergekurbelt und schaut auf das zweistöckige Haus rechts neben uns. „Seht lieber zu, dass ihr den Möbelwagen findet.“
„Wie wärs mit pfeifen“, Enrico ist noch immer auf hunderachtzig.
Mom reicht mir genervt die Haustür- und die Wohnungsschlüssel und während die beiden im Auto noch immer auf den Möbelwagen warten, ziehe ich Enrico hinter mir her, öffne die Haustür und schiebe ihn ins Treppenhaus.
„Ganz hoch“, erinnere ich ihn und er trabt gehorsam die Treppen hinauf.
Die Wohnung ist groß und geräumig und als ich den Flur sehe, schießt mir zu aller erst eine Bowlingbahn durch den Kopf. Ja, der Flur ist so lang, dass man ohne Rücksicht auf Verluste Bowling spielen könnte. Gegenüber der Wohnungstür ist die Küche, gleich daneben das Bad und ein weiterer, leerer Raum. Am anderem Ende des Flures befindet sich eine kleine Besenkammer und danach folgen drei weitere, große Räume, von denen zwei gleichgroß und einer etwas größer als die beiden anderen ist. Das Wohnzimmer, schätze ich.
Die Wände sind alle weiß gestrichen und der Boden ist, abgesehen in der Küche und dem Bad, mit einem ein-heitlichem Teppich belegt. Wenn man die Badeinrichtung beachtet und das, was schon in der Küche vorhanden ist, möchte ich nicht wissen, für wie viele Jahre meine Eltern sich da verschuldet haben. Ich lege sofort fest, dass mein Zimmer das letzte auf der rechten Seite sein wird und muß feststellen, dass Enricos Gesicht wieder eine normale Gesichtsfarbe angenommen hat.
„Und?“, rufe ich ihm durch den Flur zu und beinahe hätte ich gemeint, ein Echo gehört zu haben.
„Paßt schon“, ruft er etwas besser gelaunt zurück.


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geschrieben am: 29.01.2003    um 19:42 Uhr   
[i] [weiss] Die nächsten Stunden sind wahnsinnig anstrengend. Dad klingelt an der Tür und meint durch die Sprechanlage, dass der Möbelwagen angekommen sei und wir mit anpacken sollen.
Während Dad, schon immer etwas kräftiger gebaut, mit Enrico und den drei Möbelpackern vorerst die Wohn-zimmereinrichtung die Treppen hinaufschleppt, begnügen Mom und ich uns mit den hunderten von Kisten, in die wir in Premnitz alles hineingestopft haben, was zur Einrichtung gehört und was wir nicht wegschmeißen wollten, die mit unseren Namen versehen sind und die wir in den entsprechenden Zimmern zu kleinen Türmchen stapeln. Irgendwann zwischendurch erbarmt sich ein gewisser Herr Acker, der mit seiner Familie die Wohnung neben uns bewohnt, uns zu helfen.
Der Möbelwagen ist erst gegen siebzehn Uhr leer und wenn man dabei beachtet, dass es ein für Ende Februar viel zu warmer Tag ist, waren wir verdammt gut. Und als Herr Acker meiner Mom auch noch anbietet, für uns alle, die Möbelpacker natürlich mit eingeschlossen, etwas Kaffee zu kochen, scheint die Welt, zumindest für mei-ne Eltern, so ziemlich in Ordnung.
„Haben wir noch etwas Zucker?“, Enrico hat es sich, wie ich, vor dem Küchentisch auf dem Fußboden bequem gemacht, um die Erwachsenen auf den Stühlen sitzen zu lassen.
„Alle“, stellt einer der drei Möbelpacker fest und sieht dabei ziemlich dämlich aus.
„Ich weiß echt nicht mehr, in welcher Kiste wir den Zucker haben“, Mom schüttelt nur den Kopf, als wir sie alle fragend anschauen und im nächstem Moment läuft Herr Acker los, um aus seiner Wohnung Zucker zu holen.
Wir schweigen, bis Enrico seinen Zucker bekommt und bis einer der Möbelpacker ganz unverhofft meint: „Eine außergewöhnliche Tochter haben sie dort“, und dabei auf mich zeigt, als wäre ich irgendeine Statue, die davon sowieso nichts mitbekommt.
„Ja, sie ist da gerade auf dem Trip“, Dad winkt ab und ich weiß, dass er nur ungern über mein Outfit redet. Ja, ich glaube, dass er sich dafür schämt.
„Sieht ziemlich cool aus“, bestätigt ein anderer Möbelpacker den ersten und ich grinse meinen Dad herausfor-dernd an.
„Ja, die Haare sind ziemlich krass“, der dritte schlürft geräuschevoll seinen Kaffee aus und starrt mich an, als wäre ich eine bunte Kuh. „Ist das Punk oder so?“
Ich fange an, den Möbelpackern und auch Herrn Acker zu erklären, was das mit den Haaren, meinem Outfit und meiner Meinung zur Gesellschaft auf sich hat. Dass ich auf dem Kriegsfuß mit der Norm, dem Menschen selbst liege und es gern tue, am Ende von der Geschichte des Punks jedoch noch keine wirkliche keine Ahnung habe. Am komischsten ist es eigentlich immer nur dann, wenn ich von Faschisten, von meinen ‚Gegnern‘, blöd ange-macht werde. Ich habe den Vorteil, ein Mädchen zu sein und selbst Glatzen schrecken davor zurück, ein Mädchen zu schlagen. Am Ende stehe ich vor solchen Leuten trotz allem zu meiner ‚Meinung‘ und wehre mich dagegen.
Zum Abschied klopfen mir die Möbelpacker fast schon anerkennend auf die Schulter und auch Herr Acker ver-abschiedet sich mit den Worten, dass man sich ja jetzt häufig sehen wird.
Das einzige, was jetzt noch bleibt, ist die Wohnung und die Tatsache, dass wir in den nächsten Tagen ziemlich viel Arbeit haben werden...


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geschrieben am: 29.01.2003    um 19:45 Uhr   
[i] [weiss] Wenn man aus meinem Fenster schaut, sieht man, nicht weit entfernt, einen ähnlichen Häuserblock stehen und ich weiß, dass sich diese Reihe noch einige male fortsetzt. Dazwischen sind große Wiesen, auf denen die Bewohner der umliegenden Häuser im Sommer sicherlich ihre Wäsche aufhängen, grillen und ihre kleinen Kinder spielen lassen, um immer ein Blick auf sie werfen zu können. Auf der rechten Seite dieser Häuser zieht sich eine kleine, mit Zweifamilienhäusern gepflasterte Nebenstraße entlang, auf der linken die Hauptstraße. Von meinem Fenster aus kann ich einige Läden entdecken, aber so wirklich ist mir noch nicht danach.
Ich bin einer dieser Menschen, die ihre Höhle zum verkrieschen brauchen. Ich werde erst anfangen, mich hier einzugewöhnen, wenn ich mich in meinem Zimmer wohl fühle und soweit ist es leider noch nicht.
Gleich am nächsten Tag, nach einer etwas unruhigen, von Kistenstapeln umsäumten Nacht, fange ich an, vorerst meine Möbel so zu verrücken, bis es mir gefällt. Auch meine Eltern sind mit den derzeitigen Stellungen der Möbel nicht zufrieden und ich weiß jetzt schon, dass Mom Dad mit ihren Einfällen zur Weißglut treiben wird, aber das ist jetzt nicht meine Sache.
Der große Kleiderschrank ist okay, so wie er steht, doch mein Bett und der dazugehörige, niedrige Schrank mit den Bücherfächern muß um fünfundvierzig Grad gewendet werden, damit er am Fenster steht und Platz für meinen Schreibtisch ist. Während ich mich abmühe, mein Bett stückchenweise durch das Zimmer zu schieben, steht Enrico in meiner Tür und grinst mich an.
„Brauchst du Hilfe?“, fragt er, obwohl er meine Antwort darauf genau weiß.
„Nein, jetzt auch nicht mehr“, gebe ich gespielt beleidigt zurück. „Den Tisch kann auch auch noch allein durch die Kante schieben. Mach du lieber dein Zimmer, da dir hilft nämlich keiner!“
„Okay“, lieb lächelnd schließt er die Tür hinter sich und von seiner gestrigen schlechten Laune ist absolut nichts mehr zu sehen.


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geschrieben am: 29.01.2003    um 22:35 Uhr   
[i] [weiss] Den restlichen Vormittag verbringe ich damit, meine ganzen Klamotten in den Kleiderschrank einzuräumen, Bücher ordentlich aufzureihen, mein Schreibzeug zu verstauen und meine Kosmetik, größtenteils für meine Haare und meine Kriegsbemalung, so hinzustellen, dass es perfekt aussieht.
Mom bestellt beim nächsten Pizzaservice einige Pizzen und schon im nächstem Augenblick bin ich wieder in meinem Zimmer verschwunden. Jetzt kommt der schönste Teil von allem und ich kann nicht erklären, warum mir gerade das Aufhänger der Poster und Flaggen, die ich im Laufe der letzten Monate gesammelt habe, soviel Spaß macht. Vielleicht, weil man am Ende einfach immer wieder stolz auf sein Werk sein kann und ich weiß jetzt schon, dass ich das ‚Outfit‘ meines Zimmers jeden Monat neu umgestalten werde. Ich sollte vielleicht sowieso einmal daran denken, Dekoration und Design zu meinem Beruf zu machen.
Während mein CD-Player ‚Die Ärzte‘ rauf und runter spielt, rücke ich mit einem hohem Stuhl durch mein Zimmer, um vorerst die ganzen kleinen Poster aus den Jugendzeitschriften, die ich oftmals nur wegen den Postern gekauft habe, aufzuhängen. Dies sind größtenteils schwarze Hip Hop Sänger. Ich mag Afroamerikaner und überhaupt Schwarze insgesamt. Sie ziehen mich an und ich weiß nicht so genau, warum. Ansonsten hängen auch Sachen wie Eminem, P!nk, Avril Lavigne, James Marsters und Samy Deluxe an meiner Decke.
In allen vier Wandecken meines Zimmers kommen Flaggen. Luis Royo, Alchemy Gothic, ein Puma, der auf einem Ast sitzt, während im Hintergrund ein Gewitter tobt und eine weitere hochkantige Flagge von New York. Die restlichen größeren, freien Stellen werden von großen Postern bedeckt. Ein junger, englischer Bullterrier, ein teufelartiges Monster mit satanistichen Schriftzeichen im Hintergrund und ein Gummibärchen im Gummianzug, mit der Aufschrift „Ich steh auf Gummi“.
Ich mag ausgefallene Sachen...
All das, was jetzt noch viel Freiraum läßt, wird mit weiteren, kleinen Postern abgedeckt, mit Wandkalendern, von denen ich drei besitze, mit CD’s, Fotos und Schildern. Alles, was ich finde, kommt an meine Wand. Einen Ehrenplatz bekommen zum Beispiel auch mehrere Fotos von den Leuten aus meiner Berufsvorbereitungsklasse im Premnitz, für die ich vorher Extra noch Bilderrahmen gekauft habe.
Erst gegen Abend lasse ich mich erschöpft auf mein frisch bezogenes Bett fallen und schaue mir, wie ich es vorrausgesehen habe, mein Werk zum ersten mal im Ganzen an. Es gefällt mir. Es gefällt mir wahnsinnig gut.
Fast schon freudig erregt springe ich auf, öffne mein Fenster und beuge mich hinaus. Jetzt, wo ich meine Höhle habe, um darin flüchten zu können, kann die Gesellschaft, meinetwegen auch die Norm, ruhig kommen, um mir wieder einmal zu sagen, wie verdammt anormal ich doch bin - und ich weiß, dass ich das, wie auch in Premnitz schon mehrere male, überleben werde.


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Nutzer: Schnee-mann
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geschrieben am: 30.01.2003    um 06:34 Uhr   
[i]Hi.

Also als erstes muß ich mal schreiben, das ich mir anfangs etwas anderes unter Deinen Beiträgen vorgestellt hab. Hatte mir auch schon diverse Fragen, Anmerkungen etc. notiert, welche jetzt, wo ich bis zum Schluß durchgelesen hab, sich doch in Luft aufgelöst haben.

Trotzdem bleiben aber noch Paar Fragen offen.
Warum möchtest Du „unnormal“ sein?
Was gefällt Dir an diese Gesellschaft nicht?

Und ehrlich gesagt, kam ich das ein oder andere mal etwas ins Schleudern, was Enrico und Deine Wenigkeit angeht.


Mit freundlichen Grüßen

Schnee-mann

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geschrieben am: 30.01.2003    um 11:36 Uhr   
[i] [weiss] Der nächste Morgen ist ein Samstag und noch habe ich bis Sonntag Abend Zeit, die Gegend zu erkunden, ehe ich zum ersten mal in meine neue Klasse muß. Im Grunde genommen bin ich in dieser Hinsicht ziemlich optimistisch. Jugendliche, die in ein Berufsvorbereitungsjahr gehen, sind im Normalfall endweder vollkommen harmlos und froh über jeden neuen Freund, oder sie sind so dämlich, dass man sich eigentlich nur an den Kopf greifen möchte. Und mit beiden Seiten komme ich relativ gut aus und ich glaube, dass liegt daran, dass ich mich sehr gut in einen Menschen hineinversetzen kann.
Ich verbringe eine kleine Weile im Bad, male mir meine Kriegsbemalung um die Augen, wobei ich die äußeren Linien wieder bis zu den Schläfen hinauf ziehe, föne meine Haare, bis sie mir gefallen, ziehe mir eine weiße Bluse über den dicken Pulli, binde mir meine schwarze Krawatte, auf die ich wahnsinnig stolz bin, und all meine Ketten und Armbänder um und schlüpfe, bevor ich auf die Straße gehe, in eine bequeme, in braun gehaltene Tarnhose.
Wie auch vorgestern ist es für einen Februartag viel zu warm und mir ist eher nach mitte Mai zumute. Ich fühle mich wieder einmal so wohl in meiner Haut, dass ich am liebsten laut geschrien hätte, so, wie ich es auch in Premnitz immer ohne Rücksicht auf Verluste getan habe, aber solange ich mir hier bei den Leuten noch nicht so sicher bin, werde ich diese Angewohnheit wohl ausfallen lassen.
Ich fange an, wahllos die Straßen entlangzulaufen, mir alles anzuschauen und zwischendurch verzweifelt den Weg zu merken, um auch wieder zurück zu finden. Wenn es darum geht, Straßenpläne in den Kopf zu bekommen, stelle ich mich wie ein kleines Kind an. Vor allem in neuen Gegenden, die doch schon etwas größer sind, als nur irgendein kleines Dörfchen.
Nach einem Blick auf die Uhr muß ich feststellen, dass es schon nach zwölf ist und die Läden zuhaben, und ich heute noch keine Gelegenheit haben werde, mich einigen Ladenbesitzern vorzustellen. Ich grinse in mich hinein und muß an einige Reaktionen von Ladenbesitzern in Premnitz denken. Es gab Tage, an denen ich mit meinem Diskman laut singend durch die Regale schlurfte und nichts ahnend all das einpackte, was ich brauchte. Beim bezahlen sang ich noch immer, solange, bis mich einer der Kaufhausdetektiven antippte und meinte, ich solle einmal all das auspacken, was ich geklaut hätte. Fakt ist nur, dass ich nicht klaue, nach meinem Aussehen jedoch immer und überall als böses Mädchen und vor allem als Dieb abgestempelt werde...
„Hey, du bist die kleine von Sommer?“, reißt mich plötzlich eine tiefe Jungenstimme aus meinen Gedanken und ich muß feststellen, dass ich wieder vor meinem Haus stehe.
„Ich? Ja, wieso nicht?“, antworte ich patzig. Da ist man noch nicht einmal ein ganzes Wochenende in Fuldabrück und schon sprechen einen die Leute mit dem Namen an.
„Dein Bruder hat mir von dir erzählt“, rechtfertigt er sich und zuckt mit den Schultern.
Ich rutsche gespielt genervt an ihm vorbei und suche nach den Haustürschlüsseln.
„Ich bin David, wohne zwei Etagen unter euch“, David, dieser große Junge, der mich echt nicht interessiert, weil er, wie das auch mit den meisten hier sein wird, wieder nur hinter meinem Rücken von mir gehört hat und mich deswegen anspricht, hält mir seine große Hand hin und willig schlage ich ein.
„Juliane Sommer, sechzehn, Mischung aus Goth und Punk und zu blöd, um eine Lehre zu bekommen“, grinse ich ihn an. „Aber das weißt du ja sicher schon!“
„Eine kleine Zicke?“, David sieht zu mir hinunter und lächelt. Es ist kein gemeines Lächelnd, sondern lieb gemeint und ich schaue ihn mir zum ersten mal richtig an. Er ist ziemlich genau so groß wie Enrico, wahrscheinlich hat er auch das gleiche Alter, ist schlank und hat blonde, hochgegelte Haare, also genau ein Junge von dem Teil der ‚Normalos‘, der mich eigentlich nicht leiden kann.
„Nein“, ich habe den Schlüssel gefunden und drücke die Tür auf. „Nur verzweifelt!“
Ich lächel, ebenso lieb wie er mich auch angelächelt hat, zurück und verschwinde im Treppenhaus.
Da hat Enrico nun also doch noch schneller jemanden gefunden, mit dem er lästern kann wie eine Horde kleiner Mädchen, als ich dachte. Und da soll noch einmal jemand sagen, Enrico hätte Angst davor, ganz allein dazustehen. Der Kerl ist doch echt wahnsinnig kontaktfreudig, obwohl er bis vor zwei Tagen noch einen riesigen Aufstand gemacht hat.


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geschrieben am: 30.01.2003    um 12:05 Uhr   
[i] [weiss] Am Montag Morgen wälze ich mich extra früh aus dem Bett, um mein Outfit auch so hinzubekommen, dass es mir gefällt, obwohl ich normalerweise Langschläfer bin und es wie die Pest hasse, morgens gegen sechs Uhr auf der Matte stehen zu müssen. Mom, die hier in Fuldabrück noch keine neue Arbeit gefunden hat, besteht darauf, mich zur Berufsschule zu fahren und vorerst zusammen mit mir zum Direktor zu gehen.
Ich füge mich meinem Schicksal, lasse mich von meiner Mom zur Schule fahren und steige sogar mit ihr zu-sammen aus. Nicht, dass sie in irgendeiner Hinsucht uncool wäre, aber umso mehr Leute mich jetzt zusammen mit meiner Mom sehen, umso mehr Leute glauben auch, ich sei ein kleines Muttersöhnchen, dass Angst hat, zum ersten mal allein in die neue Schule zu gehen...
„Juliane Sommer?“, der Direktor, groß, breit und trotz allem kräftig, begrüßt mich, wie auch David, mit seinen großen, tellerbreiten Patschhänden und zerdrückt mir beinahe die Finger. „Mein Name ist Herr Kluge. Ich habe dich schon erwartet. Uns war noch nicht ganz so klar, in welchen Bereich du nun gehen möchtest!“
Während er redet, mustert er mich und ich glaube, er ist einer dieser Menschen, die Freundlichkeit nur vorheu-cheln und einen gleich in die unterste Schublade stecken.
„In meiner alten Schule war ich im Bereich Verwaltung und ich wollte das eigentlich weitermachen.“
Herr Kluge zuckt mit den Schultern und setzt sich wieder an seinen Schreibtisch, während er uns bittet, uns doch zu setzen und uns erzählt, dass es auf dieser Berufsschule den Bereich Verwaltung nicht gibt. Er wühlt eine ganze Weile in irgendwelchen Formularen herum und tut wahnsinnig beschäftigt, bis er einige Blätter herauswur-stelt, die Mom und ich unterschreiben müssen.
„Du kannst wählen zwischen den Bereichen Hauswirtschaft, Wirtschaft, Gartenbau und Holztechnik“, erklärt er und reicht mir einen weiteren Stapel Unterlagen, in denen die Beschreibung der verschiedenen Bereichen und die Namen der Schüler in den jeweiligen Klassen zu finden ist.
„Gartenbau“, antworte ich wie aus der Pistole geschossen, vielleicht auch nur aus dem Grund, weil in diesem Bereich erstens nur vierzehn Schüler auf der Liste stehen und zweitens nur drei davon Mädchen sind. Ich komme schon immer besser mit Jungs aus.
„Okay“, Herr Kluge nimmt mir die Blätter aus der Hand, trägt meinen Namen an die fünfzehnte Stelle ein und erklärt: „Ihr habt jede Woche sechzehn Stunden Gartenbau praktisch, außerdem Gartenbau theoretisch, Deutsch, Mathe, Sozialkunde und Wirtschaftskunde. Euer Klassenzimmer ist im D-Gebäude. Nummer vierundzwanzig, gleich neben dem Kiosk!“
Ich versuche mich, so schnell wie möglich von den beiden loszureißen und lasse meine Mom irgendwann mit Herrn Kluge allein, der ihr noch einiges erklärt, mit der Begründung, dass ich so wenig Unterrichtsstoff wie mög-lich verpassen will, wenn ich nun schon einmal erst im Halbjahr dazu gekommen bin.
Ich grinse Herrn Kluge ein letztes mal an, schmettere ein „Wiedersehen!“ in sein Büro und bin froh, als ich endlich vor dem Sekretäriat stehe und ausatmen kann.

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geschrieben am: 30.01.2003    um 12:49 Uhr   
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Geändert am 30.01.2003 um 12:50 Uhr von Schnee-mann
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Nutzer: schokobohne
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geschrieben am: 30.01.2003    um 13:32 Uhr   
[i] [weiss] Das D-Gebäude steht in Verbindung mit dem Gartenbaubereich und, wenn man mal davon absieht, ist dieses Gebäude, sowie auch all die restlichen Gebäude und Anagen, nagelneu. Alles sieht wahnsinnig sauber und or-dentlich aus und man streicht schon fast automatisch an der Eingangstür die Schuhe ab, um in dieser sauberen Idylle ja keinen Dreck zu verstreuen. Noch sind die Flure und die Eingangshalle leer, aber ich kann mir verdammt gut vorstellen, wie es hier aussieht, wenn die ganzen Schüler, sicherlich größtenteils Lehrlinge von sechzehn bis zwanzig, über die Flure rennen. Und eigentlich kotzt mich dieser Gedanke schon wieder tierisch an.
Aus der Nummer vierundzwanzig höre ich lautes Stimmengewirr und meine Vermutung bestätigt sich immer mehr, dass die Leute hier genauso dämlich sind, wie die in Premnitz.
Ich klopfe laut, trete ein, schließe die Tür hinter mir wieder und muß feststellen, dass von diesem Stimmenge-wirr absolut nichts mehr übrig ist. Alle Augen sind auf mich gerichtet, auch die der Lehrerin vorn am Pult, die diese Klasse wohl genauso unter Kontrolle hat wie eine Glucke ihre Küken, nämlich gar nicht.
„Juliane Sommer?“, fragt mich die Lehrerin und ich nicke, schon wieder völlig angenervt.
Egal wo ich hinkomme, echt jede Sau weiß irgendwoher, wie ich heiße und wahrscheinlich auch meinen halben Lebenslauf! Die Lehrer hier wußten doch noch gar nicht, für welchen Bereich ich mich entscheide, also woher soll diese Lehrerin bitteschön wissen, wie ich heiße?
„Ich heiße Frau Berthold“, die Lehrerin lächelt mich mit ihren weißen Zähnen an, als wäre sie hocherfreut dar-über, dass die Klasse tatsächlich einmal ruhig ist.
Ich schaue mich um und entdecke in der letzten Reihe am Fenster eine leere Bank. Ich zeige fragend darauf und die Lehrerin nickt.
Ich setze mich, packe seelenruhig mein Schreibzeug aus und weiß dabei genau, dass ich von allen Seiten beob-achtet werde. Und ich bin echt froh darüber, dass mein ‚Outfit‘ über die Tatsache hinweg sieht, dass ich wahnsin-nige Angst davor habe, mich in dieser Klasse nich durchsetzen zu können.
„Hi“, begrüße ich die Leute, als ich mich wieder aufsetze und alle Blicke noch immer auf mich gerichtet sind.
„Du scheinst gerade sehr interessant zu sein“, versucht die Lehrerin sich vorsichtig bemerkbar zu machen und in dem Moment weiß ich auch, dass sie in dieser Klasse nicht sehr viel zu sagen hat. „Es wäre nett, wenn du uns ein bißchen über dich erzählst.“
„Okay. Mein Name ist Juliane Sommer“, erzähle ich, weil ich absolut keine Probleme damit habe, von mir zu erzählen. „Ich bin sechzehn und bin mit meinen Eltern und meinem großem Bruder von Premnitz bei Branden-burg hierher gezogen“, ich überlege, was die Leute noch interessieren könne. „Ich schwimme gern, zeichne, lese, gehe wahnsinnig gern in die Disco und schreibe Gedichte und ja, was mein Aussehen angeht“, die Schüler schei-nen mich mit ihren Augen schon regelrecht aufzufressen. „Ich bin so eine Mischung aus Goth und Punk, liebe es, aufzufallen und zu provozieren und... hm, an Musik höre ich größtenteils die Ärzte.“
„Krass“, meint einer der Jungs.
„Schlachtest du auch Katzen auf dem Friedhof?“, fragt ein anderer doof und der Rest der Klasse lacht.
„Habe ich etwas von Satanismus erzählt?“
Der betreffende schüttelt den Kopf. „Nein, aber du trägst ein umgedrehtes Pentagrammm...“
„Möglich“, anworte ich knapp und dafür ist die Sache für mich erledigt.
Die meisten drehen sich wieder um, fangen an zu tuscheln oder genauso weiterzumachen, wie zuvor. Auch die Lehrerin wendet sich wieder der Tafel zu und fängt an, zu erzählen.
Ich muß beobachten, dass nur die drei Mädels und einige Jungs, die verdammt nach Strebern und Schleimern aussehen, mitschreiben, der ganze Rest fängt schon nach kurzem an, mit allem, was sie in die Hände bekommen, quer durch das Klassenzimmer zu werfen.
Aber noch sollte mich das relativ wenig interessieren.

[u]*immagrinZKrissy*
Grundrecht, Artikel 2 (1)
Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

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geschrieben am: 30.01.2003    um 13:58 Uhr   
[i] [weiss] Die Stunden vergehen, ohne dass mich noch einmal irgendjemand anspricht. Sie tuscheln, lachen oder starren mich einfach nur an, als hätten sie jemanden wie mich noch nie gesehen. Ich versuche, mir so gut wie möglich die Namen meiner neuen Klasse zu merken und muß feststellen, dass sich die Schüler in drei verschiedenen Gruppen eingeteilt haben.
Wie ich mir dachte, gehören die drei Mädchen, Claudia, Nadine und Lena, ein etwas breiterer Junge, Tom, und zwei weitere, Matthias und Christian, die genauso aussehen, wie man sich Streber immer vorgestellt, zu der Grup-pe, die von den anderen nur runter gemacht und vor allem mit all dem, was die Leute zusammenkratzen, beschos-sen werden. Sie sitzen auch genauso, wie das eben die armen, kleinen Kinder, die sich nicht wehren können, in der ersten Reihe und ich beschließe, diese sechsköpfige Gruppe die ‚AK-Gruppe‘, die Arschlochkinder, zu nen-nen, weil ich weiß, wie man sich in deren Haut fühlt. Man ist immer und überall das Arschloch, was an allem Schuld ist und ich war bisher immer ziemlich stolz darauf, zu den Arschlochkindern zu gehören.
Die zweite Gruppe besteht aus drei Jungs, Florian, Jeremy und Thomas, die man, wahrscheinlich auch außerhalb des Unterrichts, nur zusammen sieht, und zwei weiteren namens Mario und Andre. Ich merke auch sofort, dass diese Gruppe sich wahnsinnig cool findet, weswegen sie auch sofort den Namen ‚Die Coolen‘ bekommen, nur am lästern und dämlich quatschen ist, und weder etwas vernünftiges zu Stande bringen kann, noch dem Unterricht folgt. Es sind auch genau die Leute, die vor allem die Lehrer ziemlich fertig machen, und immer und überall einen blöden Spruch auf Lager haben, damit die ganze Klasse etwas zu lachen hat.
Die letzte Gruppe besteht aus den restlichen drei Leuten, Michael, Philipp und ein weiterer Christian, die weder zu den einen, noch zu den anderen gehören, weder wirklich gemein, noch in Ordnung sind. Meistens sind sie ruhig, obwohl sie sich trotz allem nicht für das interessieren, was an der Tafel passiert. Meiner Meinung nach ‚Zwischenleute‘.
Bis zum Ende des Unterrichts spricht mich auch weiterhin niemand an und ich habe vor, ebenfalls niemandem in den Arsch zu krieschen. Ich laufe durch das Schulgelände bis zu dem Punkt, an dem meine Mom und ich heute Morgen ausgestiegen bin und hoffe, dass sie daran gedacht hat, zu fragen, wann Unterrichtsschluß ist, um mich abzuholen, denn noch weiß ich nicht, wie ich allein wieder nach Hause komme.
Und während ich mir noch vornehme, heute unbedingt noch einmal die Busverbindung zu checken, kommt ein Mädchen, ich schätze sie auf zwölf und kann mir nicht vorstellen, dass sie in diese Schule gehört, auf mich zu, stellt sich, dumm wie sie aussieht, direkt vor mich hin, grinst breit und zieht jedes einzelne Wort wie Kaugummi in die Länge: „Gehst du auf den Friedhof?“
„Nein“, antworte ich knapp.
„Trinkst du Blut?“, fragt sie weiter und die Art, wie sie die Wörter ausspricht, ist wahnsinnig lästig.
„Nein!“
„Opferst du Tiere?“
„Nein!“
„Schlachtest du Menschen?“
„Ja“, grinse ich sie diesmal an. „Und ich bevorzuge kleine, vorlaute Mädchen!“
Sie überlegt eine ganze Weile und zieht eine Grimasse. „Du lügst!“
Dieses Weib ist doch zum kotzen!
Ich drehe mich um, schnaufe laut, greife mir an den Kopf und bin froh, in dem Moment meine Mom vorfahren und an der anderen Straßenseite halten zu sehen.
„Ich bin Judith“, ruft mir das Mädchen hinterher, als ich die Straße überquere und in unser Auto einsteige.
„Eine neue Freundin?“, will meine Mutter sofort wissen.
Ich schüttelt den Kopf. „Nein, aber ich schätze, dass sie zu den schwererziehbaren Kindern gehört!“
Als ich in den Rückspiegel schaue, sehe ich diese Judith winken und ich nehme mir als zweites an diesem Tag vor, morgen unbedingt jemandem nach dieser Judith zu fragen.


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geschrieben am: 31.01.2003    um 05:17 Uhr   
[i] Auch am nächstem Tag bringt mich Mom wieder zur Schule, weil ich es nicht geschafft hatte, nach einer Bushal-testelle zu suchen. Sie setzt mich an der Ecke zum A-Gebäude ab und braust wieder davon, während ich im näch-stem Auto mein Spiegelbild betrachte. Ich weiß nicht, warum ich immer wieder nachschauen muß, ob meine Haa-re noch okay sind. Vielleicht liegt das an meinen Minderwertigkeitskomplexen und der Tatsache, dass ich auch weiterhin mein Image festhalten muß. Ich zucke mit den Schultern, schaue mich im Autofenster noch einmal fragend an und laufe zum D-Gebäude.
Claudia, Nadine und Lena stehen zu dritt auf der Treppe zur Eingangstür und ich beschließe, einfach mal auf sie zuzugehen.
„Na ihr“, begrüße ich sie, als würden wir uns schon ewig kennen und komme mir dabei im Grunde genommen ziemlich dumm vor.
„Wir haben jetzt Gartenbau“, stellt Nadine fest und sieht mich dabei an.
Ich nicke. „Ich bräuchte sowieso noch mal von irgendjemandem den Stundenplan.“
„Bleibst du jetzt für immer hier?“, will Nadine weiter wissen und als ich ein zweites mal nicke, fängt sie an zu lachen und meint zu Lena: „Da sind wir ja jetzt zu viert!“
Während ich den dreien zu den Umkleidekabinen folge und wir uns dort umziehen, und ich muß sagen, dass diese grünen, langen Latzhosen wahnsinnig an meinem Ego kratzen, bekomme ich ziemlich schnell heraus, dass die drei sich nicht erst seit diesem Berufsvorbereitungsjahr kennen, sondern alle drei die gleiche Förderschule und sogar die gleiche Klasse besucht haben. Und mir fällt auch sofort auf, dass alle drei den Wortschatz, das Denken und auch das Handeln einer Horde dreizehnjähriger haben.
Schade, ich hatte eigentlich gedacht, hier in Fuldebrück neue, etwas niveauvollere Leute zu treffen, als in Prem-nitz...

Das Fach Gartenbau nervt mich schon in den ersten Stunden tierisch. Das große Gewächshaus, dass nicht nur von den BVJ-Leuten, sondern auch von Lehrlingen und anderen Lehrgängen, benutzt wird, ist zwar ziemlich neu und auch wahnsinnig geräumig, doch es ist darin in den ersten Stunden jedes mal noch genauso kalt, wie es auch draußen ist. Wirklich Arbeit gibt es, jetzt, Ende Winter, wo es noch zu kalt ist, um mehrere Stunden draußen zu arbeiten, nicht. Meisten sitzen wir, in zwei Gruppen eingeteilt, irgendwo herum, pflanzen Blumen um oder mi-schen Erde und Sägespäne auf riesigen Haufen zusammen.
Die erste Woche vergeht und ich achte sehr genau darauf, vorerst und sicherlich auch weitergehend nur den ‚Zwischenleuten‘ anzugehören. Ich habe weder große Lust, zu den ‚Coolen‘ zu zählen und die anderen fertig zu machen, vor allem, weil ich weiß, wie es ist, immer der Dumme zu sein, noch versprüre ich großartig den Drang, zu den ‚AK’s‘ zu gehören und mich fertig machen zu lassen.
Jeremy, Florian und Thomas entpuppen sich schnell als ‚Die drei Musketiere‘ der Klasse und ich hatte Recht mit der Annahme, dass die drei auch sonst überall wie Klebstoff zusammenhängen. Insgesamt nur sind sie genau-so zurückgeblieben, wie auch die meisten aus der Klasse, doch ich hatte nichts anderes von einem Berufsvorbe-reitungsjahr, dass den meisten ermöglicht, ihren Hauptschulabschluß nachzumachen, erwartet, vor allem deswe-gen nicht, weil ich meinen Realschulabschluß schon in der Tasche habe und mir von einem der Lehrer sofort gesagt wurde, dass ich mit einem Realschulabschluß in allen Fächern überqualifiziert sein werde.
Auch gut...
Die meiste Zeit des Unterrichts verbringe ich mit malen oder zeichnen, bei den meisten Lehrern kann ich auch ungestört Diskmann hören, doch ich vergesse trotz allem nicht, all das, was auf der Tafel steht, abzuschreiben. Ich freunde mich ziemlich schnell mich jedem ein bißchen an, vor allem mit meinen ‚Zwischenleuten‘, und muß schon nach kurzem feststellen, dass man sich nur mit dem zweiten Christian, der, der zu den ‚Zwischenleuten‘ gehört, normal unterhalten kann und ihm wird auch schnell klar, dass ich ihm die Auszeichnung als Klassenbester schon allein vom Abschluß her abnehmen muß.
Mit den restlichen Leuten der Berufsschule bin ich noch nicht wirklich in Kontakt getreten. Die meisten halten sich mir gegenüber für etwas Besseres, während sich der Rest nicht für mich interessiert oder einfach nur zu feige ist, mich anzusprechen.
Außerdem entpuppe ich mich schon nach kurzem als Lehrerliebling, obwohl ich noch nicht so genau weiß, warum. Ich denke nur, dass das daran liegt, dass ich unter Umständen die einzige bin, mit der man sich korrekt unterhalten kann, und dass ich, und wenn sie mich noch so nerven, noch immer Respekt vor Erwachsenen habe, vor allem, weil ich mich sehr gut mit ihnen unterhalten kann.


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geschrieben am: 31.01.2003    um 05:18 Uhr   
[i] 6
Erst am zweitem Freitag, mittlerweile Anfang März, treffe ich David wieder.
Ich war weder dazu gekommen, nach irgendeiner Busverbindung zu fragen, noch konnte ich mich nach Judith erkundigen. In der Schule war ich eigentlich immer mit meiner Klasse beschäftigt, selbst wenn ich mir jetzt, nach dem Unterricht, deswegen an den Kopf greife, und Zuhause half ich noch immer jeden Tag meiner Mom mit der Küchen- und Wohnzimmereinrichtung, denn während mein Dad schon seit dem erstem Montag hier wieder zehn Stunden am Tag auf dem Bau arbeitet, sitzen sie und Enrico noch immer Zuhause herum.
Enrico selbst verkriecht sich nun schon die ganze Zeit in sein Zimmer vor dem PC und eigentlich interessiert es mich auch nicht sonderlich, ob er nun neue Freunde, geschweige denn eine Arbeit findet, denn auf Händen tragen kann ich ihn nun wirklich nicht.
„Na, kleiner Punk“, begrüßt David mich, als würde er es jeden Tag tun. „Am Wochenende schon etwas vor?“
Ich komme gerade aus der Schule und suche, wie auch beim letztem Zusammenstoß, nach dem Haustürschlüs-sel, wobei ich umständlich in meinem Rucksack herumwühle.
Auf die Frage war ich nicht gefaßt. „Am Wochenende?“
„Ja, du gehst doch in Discos, oder?“
Ich nicke schnell. „Ja, natürlich. Aber etwas vor habe ich nicht wirklich... ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht, wo ich da in Fuldabrück anfangen soll!“
David grinst bis über beide Ohren. „Okay, dann fängst du heute mit dem ‚Blue Star‘ an. Einundzwanzig Uhr? Hier unten?“
Ich höre auf, in meinem Rucksack herumzuwühlen. Hatte ich nicht noch darüber nachgedacht, dass David ei-gentlich jemand sein müßte, der mich nicht leiden kann? Und habe ich mich jetzt verhört, oder hat er mich wirk-lich zur Disco eingeladen? Oh ja, ich tanze wahnsinnig gern, aber was will den ein solcher Traumtyp wie er mit mir?
Ich zucke nur mit den Schultern. „Okay, wenn du meinst, dass die mich da reinlassen...“
„Die Disco ist okay. Nicht sonderlich groß, aber gemütlich. Ich werd dir mal einige meiner Leute vorstellen.“
„Die können mich sowieso alle nicht leiden“, gebe ich zurück und atme erleichtert auf, als ich endlich meinen Schlüssel finde. „Aber okay... bis dann.“

Ich mag Discos. Und ich liebe es, zu tanzen. Allein.
Tanzen ist für mich Befreiung von all den Gedanken, die ich immer so habe und die mir das Leben schwerer machen, als es eigentlich ist. Wenn ich tanze, sieht man mir nicht an, dass ich eigentlich ein ziemlich depressiver Mensch bin.
Ich überlege lange, was ich nun eigentlich anziehen könnte, denn auch in einer Disco muß ich auffallen und, egal ob positiv oder negativ, provozieren können, vor allem, wenn es darum geht, vor völlig neuen Leuten auftre-ten zu müssen. Ich bekomme sowieso schon wieder Komplexe, wenn ich nur daran denke, dass die Leute alle viel älter sein werden als ich.
Ich entscheide mich am Ende für meine hohen Stiefel, einen Minirock, ein knappes Oberteil, zerrissene Fein-strumpfhosen und zerrissene Armhandschuhe, die ich ebenfalls aus Feinstrumpfhosen gemacht habe, alles in schwarz gehalten, wozu natürlich noch all meine Ketten, Hals- und Armbänder kommen.
David ist pünktlich, während meine Mom mir noch durch das Treppenhaus zuruft, dass es ihr gar nicht paßt, dass der Minirock so kurz ist, obwohl sie weiß, dass ich mich in jeder Hinsicht wehren kann, wenn mich doch einmal jemand blöd anmachen sollte. Und außerdem ist da ja noch David...
„Krass siehst du aus“, meint er anerkennend und als er auch noch pfeift, werde ich rot wie ein kleines Kind. „Oder sagen wir einfach, du siehst gut aus!“
„Sehe ich zwar nicht so, aber - trotzdem danke!“
„Mach dich nicht schlechter, als du bist“, David läuft vorraus und öffnet mir die Beifahrerseite seines Autos. Ich hatte eigentlich gar nicht erwartet, auch noch mit einem Auto durch die Kante kutschiert zu werden, aber schlecht ist es natürlich nicht.
„Das ‚Blue Star‘ ist gleich um die Ecke“, David läßt sich neben mir auf den Fahrersitz nieder, schlägt die Tür zu und startet das Auto. Bevor er losfährt, schaut er mich noch einmal an.
„Was gibt’s denn?“, frage ich ihn lächelnd.
Er schüttelt nur den Kopf. „Nix, nix!“


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