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geschrieben am: 30.01.2003 um 23:11 Uhr
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Seltsam banal und surreal erscheint der Mensch, den du geschaffen. Ein Herz hat er, ein Herz für zwei, statt zwei Herzen für einen.
Ein zweites Herz muss her, ein zweites Herz. Ein zweites Herz wofür? Ein zweites Herz; extrem prägnant, markant, irrelevant!? Wachen soll es, lachen, nicht mit dem ersten. Strafen soll es, bis die Venen bersten, gnadenlos, die Zukunft soll es sichern. Sicher soll es machen.
Das erste Herz soll lieben, mehr kann es nicht, und hassen, mehr will es nicht. Keine Spur von Scham, Selbstwertgefühl von Angesicht zu Angesicht. Das erste Herz für diesen Brief, für diese Worte, mehr nicht, mehr will es nicht, mehr kann es nicht.
Erwischt er dich beim Lieben, so maßlos nackt, so penetrant, so ungalant und tolpatschig, bekommt er Angst, selbst wenn er schweigt, er fürchtet dich und das, was bleibt, nach stundenlangem Lieben. Kein Mann traut dem, kein Mensch glaubt es. Im Tiefsten unserer Seele wissen wir, dass blinde Liebe nutzlos ist, dass du völlig schutzlos bist, wenn ich dich irgendwann einmal mit deinem ersten Herz zu Tode quäle.
Seltsam banal und surreal erscheint der Mensch, den du geschaffen. Ein Herz hat er, ein Herz für zwei und doch ein Herz zu wenig. Schreib ihm ein zweites Herz herbei, mach schnell. Ein zweites Herz, bevor er stirbt, bevor es dunkel wird. Noch ist es hell, nutze das Licht, ein zweites Herz, mehr braucht er nicht. Was ist, was zögerst du? Du hast kein zweites Herz dabei, niemand will dir eins geben?
Nimm deinen Mensch, gib ihm [b]Verstand[/b], wenn schon kein zweites Herz. Er zügelt die Naivität, die Macht, des ersten Herzen. Er sorgt für Kreativität, für Nacht und weckend' Schmerzen, für die [b]Realität[/b].
Dein Mensch ist blind und wird es sein, wenn ihn die Trauer frisst, wenn "Liebe" selten ist, wenn Dummheit ihre Flagge hisst und sich an ihresgleichen misst.
Seltsam banal und surreal erscheint dein Brief und jedes Wort. Bring ihn schnell fort, damit ihn niemand liest, der dann sein zweites Herz verkauft, verschenkt, nur weil er denkt, dass er es niemals braucht. Wohl dem, der mit dem Geiste liebt und jede Liebeswelle feinsäuberlich durchsiebt.
Ein zweites Herz für jedermann,
Verstand für alle anderen,
Ein zweites Herz für jedermann,
bis dass die Leiber platzen,
"den Himmel überlassen wir,
den Engeln und den Spatzen." [i](Heinrich Heine)[/i]
Toni
Geändert am 30.01.2003 um 23:13 Uhr von Glorious |
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