| "Autor" |
Scheinbar perfekt |
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geschrieben am: 03.11.2004 um 10:41 Uhr
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[blau]Sie wusste, dass sie gut aussieht. Niemand musste ihr das sagen, und wenn es doch jemand tat, dann nahm sie das mit einem bescheidenen Lächeln dankend zur Kenntnis. Anschließend blickte sie sich im Spiegel wieder tief in die eigenen Augen, um sich erneut davon zu überzeugen: »Erstaunlich, wie gut ich aussehe.«
Es stimmte einfach alles: Figur, Charisma, Haarfarbe und dann dieses gewinnende Lächeln, das schon so viele Männer elektrisiert hatte und sie irgendwie verlegen machte. Es schien ihr alles zu gelingen. Ihr Aussehen weckte das Interesse vieler Menschen. Sie perfektionierte ihre Haltung, ihren Gang und wusste sich dabei gut in Szene zu setzen. Immer öfter ertappte sie sich dabei, ihre Attraktivität gezielt zu platzieren. Die mündliche Prüfung wurde schnell entschärft durch einen weiten Ausschnitt und den besonders kurzen Rock. Der Prüfer war ein älterer Herr, ganz offensichtlich mit »Nachholbedarf«. Der Test war bestanden, die Masche hatte wieder gezogen.
Samstagmorgen ging es dann in die Fußgängerzone zum »Einkauf«. Lange genug zu Hause präpariert, dann ein letzter prüfender Blick in das Schaufenster des benachbarten Gemüsehändlers - es stimmte alles. Unter klarem Himmel kam ihre textilarme Sommerkollektion einwandfrei zur Geltung. Für sie verwandelte sich die Fußgängerzone in einen Laufsteg. Um sie herum tasteten Männeraugen ihren Körper wie ein Scanner ab.
Ein Gefühl von Überlegenheit erfüllte sie - bis zu dem einen Tag, als sie wie aus einem Traum erwachte. Sein kurzer Abschiedsbrief lag auf dem Küchentisch. Wie konnte er so etwas tun, nachdem ich ihm alles gab, fragte sie sich. Als sie eine bleibende Liebe suchte, spielten andere mit ihr. Sie erschien vielen gut genug, um mit ihr »Erfahrungen« zu machen, doch mehr war nicht erwünscht. Ihr Körper war begehrt, ihre Person nicht gefragt.
Sie hatte die Regeln des »Fairplay« lange missachtet, bis sie selber rüde gefoult wurde. |
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