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geschrieben am: 10.12.2000 um 20:41 Uhr
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"Die Gesänge"
Wo man singet, laß dich ruhig nieder,
Ohne Furcht, was man im Lande glaubt,
Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
Bösewichter haben keine Lieder.
Wenn der Becher mit dem Traubenblute
Unter Rosen unsre Stunden kürzt,
Und die Weisheit unsre Freuden würzt,
Macht ein Lied den Wein zum Göttergute.
Wenn die Sprache stirbt von meinem Munde
Und der Schauer mein Gebein durchläuft,
Und mit Eisenarm der Tod mich greift;
Singt ein Lied zu meiner schönen Stunde.
(Johann Gottfried Seume)
"Welkende Rosen"
Möchten vielen Seelen dies verstehen,
Möchten viele Liebende es lernen:
So melodisch flüsternd zu verhallen,
So im Taumel auseinander wehen,
So in rosiges Blätterspiel zerfallen,
Lächelnd sich vom Liebesmahl entfernen,
So den eigenen Tod als Fest begehen,
So gelöst dem Leiblichen entsinken
Und in einem Kuß den Tod zu trinken.
(Hermann Hesse)
"Selbstbetrug"
Der Vorhang schwebt hin und her
Bei meiner Nachbarin;
Gewiß, sie lauschet überquer,
Ob ich zu Hause bin,
Und ob der eifersücht'ge Groll,
Den ich am Tag gehegt,
Sich, wie er nun auf immer soll,
Im tiefen Herzen legt.
Doch leider hat das schöne Kind
Dergleichen nicht gefühlt.
Ich seh', es ist der Abendwind,
Der mit dem Vorhang spielt.
(Johann Wolfgang von Goethe)
"Abendstündchen"
Hör, es klagt die Flöte wieder,
Und die kühlen Brunnen rauschen;
Golden wehn die Töne nieder;
Stille, stille, läßt uns rauschen!
Holdes Bitten, mild Verlangen,
Wie es süß zum Herzen spricht!
Durch die Nacht,
die mich umfangen,
Blickt zu mir der Töne Licht.
(Clemens Brentano)
"An den Mond"
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Ãœber mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh - und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und
Schmerz in der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer wird' ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß,
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
Was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu,
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst,
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,
Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
(Johann Wolfgang von Goethe)
so ich sag dann mal tschüssi
miau die Kätz...
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