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geschrieben am: 16.10.2001 um 06:42 Uhr
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Teil 2
Es ist natürlich oft so, dass gerade am Anfang einer Beziehung von beiden Seiten Treue ernsthaft erwartet wird, und viele (die meisten?) denken auch, dass sie selbst treu bleiben werden. Das führt dann natürlich irgendwann zu Schuldgefühlen, da man praktisch ein Versprechen, dass man auch sich selbst gegeben hat, bricht. Aber wenn man erkennt, dass Monogamie nichts mit Liebe zu tun haben muss (aber kann, ich schliesse Treue nicht aus, man sollte sich nur merken, dass man es nicht verlangen, sondern allenfalls wünschen kann), kann man sicherlich die folgenden Statistiken besser verstehen, der Mensch ist halt nicht monogam:
Bei festen Beziehungen gehen 80 Prozent aller Menschen nach einiger Zeit fremd. Nach neuesten Untersuchungen sind dann die Mänenr nach 3 Jahren das erste Mal dran, Frauen aber schon nach 2 Jahren. Warum es dennoch so scheint, als wären es mehr Männer als Frauen, so hat das einen ganz profanen Grund: Frauen reden seltener oder garnicht darüber, Männer können ihre Klappe nicht halten *g*.
Wenn man aber weiss, dass es normal ist, so sollte man vielleicht versuchen, etwas toleranter zu sein, wenn man von sogenanntem "Fremdgehen" hört. Nicht nur, dass es einen nichts angeht und man das keinesfalls mit seiner eigenen Moral messen darf (wer sagt denn, dass die eigene Moral die "richtige" für alle ist?), es hat auch niemand das Recht, irgendjemandem seine "Lover" vorzurechnen oder sowas abzulehenen.
Wer dazu noch nähere Informationen möchte, dem empfehle ich das Buch "Krieg der Spermien". Autor ist: Robin Baker, ISBN 3-404-60465-2, Untertitel: "Weshalb wir lieben und leiden, uns verbinden, trennen und berügen", dürfte in jeder Buchhandlung anhand des Titels gefunden werden, erhältlich auch als günstiges Taschenbuch. Dieses Buch fasst die neuesten Erkenntnisse über das Thema Mensch, Liebe und Sexualität auf wunderbare, verständliche Art zusammen und ist wirklich empfehlenswert, es gibt da so manches Aha-Erlebnis.
Noch ein paar Zitate:
"Confusing monogamy and morality has done more to destroy the conscience of human race than any other error." (George Bernard Shaw)
"Treue ist ein relativ neues soziales, aber kein natürliches Gesetz" (Jenny Holzer, US-Künstlerin)
Nachtrag: Es ist manchmal die Frage, ob nicht "wirkliche", "echte" Freundschaft eigentlich die "einiges mehr"-Ebene ist... abzulehnen ist das jedenfalls nicht.
Nichts gegen platonische Freundschaften, was ich ablehne, ist eigentlich nur das krampfhafte Vermeiden von sexuellen Gedanken und Taten. Ich habe sehr wohl viele Freundschaften, zu Menschen beiderlei Geschlechts, und in den meisten Fällen hat das absolut nichts mit Sex zu tun. Bitte reduziert mich nicht auf jemanden, der überall nur rumpoppt, ich denke nur, dass man/frau sich absolut nicht beschränken soll. Was geschieht, das geschieht... es ist nichts Schlimmes daran.
Nein... ich rede keineswegs von "freier Liebe", das ist wieder etwas völlig anderes, ich meine schon echte Gefühle, ich denke, man sollte differenzieren und nicht verurteilen, sondern geniessen und leben.
Ist es nicht oft so, dass, wenn man sich in jemand neues verliebt, in Wirklichkeit die Liebe zu dem "alten" Partner noch da ist? Dass man also nur deshalb all die Probleme hat, die man dann hat, weil man sich nicht entscheiden kann? Aber muss sich denn unbedingt entscheiden? Ich persönlich bin davon überzeugt, dass man sehr wohl mehr als einen WIRKLICH lieben kann. Viele Probleme entstehen erst dadurch, dass man es (vor allem vor sich selbst) nicht zugeben kann.
Dass dies natürlich bedeutet, dass man zu sich selbst und zu anderen ehrlich sein muss, steht natürlich ausser Frage... vielleicht ist das in Wirklichkeit das Schlimmste daran.
DH
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