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Familienpolitik ehem. DDR

Nutzer: Gast_Zabia
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geschrieben am: 17.08.2002    um 23:53 Uhr   
Ich hab mich ein bisserl beschäftigt mit der Frage:

Wie ging man in der alten DDr mit Scheidungskindern um, und wie in Österreich. Von Westdeutschland weiss ich gar nicht, wie das dort gehandhabt wurde.

Na, mein Schatz erzählte mir, das ging so.

Bei einer Scheidung wurden meist der Mutter die Kinder zugesprochen.
Wenn die eine neue Beziehung hatte, dann konnte die dem leiblichen Vater das Besuchsrecht untersagen lassen, weil "er das neue Familienleben stören könnte".

Der leibliche Vater musste weiter Unterhalt zahlen für die Kinder, durfte aber keinen Kontakt mehr mit ihnen haben.

Nicht so in Österreich.

Bei uns werden auch meist die Kinder der Mutter zugesprochen (wenn nix dagegenspricht, wie z.B. Alkoholismus o. ähnlich gravierendes).

Die Mutter kann dem leiblichen Vater das Besuchsrecht nur untersagen lassen, wenn sie beweist, daß dieses den Kindern schadet (z.B. über Psychologen).

Wenn die Mutter eine neue Beziehung eingeht, dann hat das keinerlei rechtliche Auswirkungen auf die Kinder.
Sicher, wenn sich die Kinder an den neuen Mann in der Familie gewöhnen, ist das schwierig für die ganze Familie.
Trotzdem gibts bei uns nicht die Möglichkeit, den leiblichen Vater ins Eck zu sttellen.

Bei uns wird das Recht des Kindes auf seine leiblichen Eltern großgeschrieben.
Ja, es gibt sogar die rechtliche Ansicht:
Sogar einem Vater, der die Alimente für die Kinder nicht zahlt, kann man das Besuchsrecht nicht verwehren.

Vermehrt hört man bei uns immer wieder den Spruch:
Man kann sich vom Partner scheiden lassen, aber nicht von sienen Kindern.


Nun ergeben sich für mich aus diesen unterschiedlichen Rechtsansichten und Rechtspraktiken aber gravierende Fragen:

Der leibliche Vater, der seine Kinder nicht mehr sehen kann/darf: Wenn der eine neue Beziehung hat, und da auch Kinder da sind; kann er die lieben, so wie wenn es seine eigenen wären? Was ist, wenn diese Beziehung später mal wieder in Brüche geht? Wo bleibt da die Vaterliebe bzw. die Kindesliebe?
Kann man Vaterliebe beliebig an- und ausknipsen, wie einen Lichtschalter?

Oder umgekehrt:
Kinder, die ihren eigenen Vater nicht mehr sehen dürfen: Wie sehen sie die neue Beziehung ihrer Mutter und wenn sie mehrere hat, wie gehen die damit um, wenn sie in ihrer Kindheit von mehreren Vätern zeitlich beschränkt als deren Kinder angenommen werden?

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Nutzer: Fendt_Favorit
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geschrieben am: 18.08.2002    um 00:03 Uhr   
[i]Tag Zabia,
Das ist ja mal eine Interessante Disskusion. Ich weiß darüber garnichts, aber ich werde mir mal im Internet Informationen einholen. Falls ich was gefunden habe schreib ich es rein.

Gruss
Fendt
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Nutzer: White_Shadow
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geschrieben am: 18.08.2002    um 00:05 Uhr   
[i][/schwarz][schwarz]Das ist immer eine schwierige Sache..

Ich bin selber ein Kind was unter einer Scheidung gelitten hat / es immer noch tut!

Ich persönlich finde für mich das man seine eigenen Kinder mehr liebe schenken kann als anderen, die nicht von dem Vater selbst sind!

Ich denke damit geht aber jeder verschieden um !?

Zu 2: Bei mir ist es umgekehrt: Mein Vater will mich nicht sehn und ich ihn auch nicht nach allŽdem was vorgefallen ist..

Diese Sachen gehören hier aber nicht her!

Whity

Geändert am 18.08.2002 um 00:06 Uhr von white_shadow
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Nutzer: Fendt_Favorit
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geschrieben am: 18.08.2002    um 00:24 Uhr   
[i]Mir geht es fast genau so wie dir Dennis.
Ich erzähl ma etwas davon...
Meine Mutter war damals in Italien verheiratet und dort wurde ich (so weit mir bekannt) gezeugt. Meine Mutter lies sich scheiden und ging nach Deutschland zurück. Dort kam ich dann zur Welt. Meine Mutter heiratete wieder. Ich wusste bis vor 2 Jahren nichts davon, bis ich dann meine Geburtsurkunde zu fassen bekommen habe... Martin Garibaldi, geboren 22.02.88. Ab diesem Moment begann ich nach weiteren Informationen zu suchen, bis ich schließlich auf ein Hochzeitsfoto gestoßen bin. Der Mann sah mir sehr ähnlich. Hingegen mein Vater nicht (damals wusste ich nicht dass es mein Stiefvater ist). Ich begann weiter zu forschen. Meine Mutter sagte mir zu alle dem nichts und sagte, dass ich spinne. Doch dann fand ich einen Brief, der Abschiedsbrief den meine Mutter hinterlassen wollte. Er war auf Italienisch und ich begann ihn zu übersetzten. Ich entnahm darraus, dass meine Mutter sich scheiden lässt, ihm alles zurück lässt und dem Kind nichts zu sagen. Von da an war mir klar, dass meine Mutter mich belogen hatte.
Ich finde das schlimm, ich wusste überhaupt nichts davon und meine Eltern hätten mir es nie gesagt, ich frag mich nur warum? Ich habe doch auch ein Recht es zu erfahren.

Na ja, das wars

Fendt
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Nutzer: Gast_Zabia
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geschrieben am: 18.08.2002    um 00:46 Uhr   
Na ja. White.
Warum soll das nicht hierher gehören? Ist ja gerade das Thema.

Speziell gings mir hier um die "Austauschbarkeit" der Väter.

Sicher, auch hier gibts neue Lebenspartner der Mütter, die die Kinder, die nicht ihre leiblichen sind, wie "eigene" erziehen, mit ihnen leben, und sie wohl auch mehr oder weniger lieben.
Aber sie wissen genau, diese Kinder haben leibliche Väter, die sich manchmal, nicht immer, auch um sie kümmern. (Auch wenns dann Diskussionen gibt, da es beiim Vater anders läuft, wie bei der Mutter und deren Partner)-
Diese "Stief"-väter haben meist keine besonders ende Beziehung zu den Kindern.
Und sollte die neue Partnerschaft zerbrechen, haben die Kinder immer noch die leibliche Mutter und den leiblichen Vater. Die bleiben immer, solang sie nicht gestorben sind.


Ich bin ja auch geschieden.
Ich wollte den Vater meiner Kinder eigentlich nie wieder sehen. Aber, wegen der Kinder musste ich. Ich ging noch einen Schritt weiter: Weil mein Sohn bei der Scheidung erst 1 Jahr alt war, hab ich den Vater mehr oder weniger aufgefordert, ihn zu besuchen. Der hatte ja noch nicht so den Kontakt mit dem Sohn, weil der noch so jung war. Das war wirklich sehr schwierig für mich, aber ich habs für meine Kinder gemacht, weil ich es richtig fand. Meine Partnerschaft war kaputt, aber die Elternschaft sollte bestehen bleiben und auch wachsen.

Nun hab ich durch meinen neuen Partner erfahren, daß der Umgang der deutschen Justiz mit Scheidungskinder ein ganz anderer war.
Ich denke auch, daß das für die Väter, die plötzlich nicht nur die Frau, sondern auch ihre Kinder verloren haben, extrem schlimm war.
Und extrem schlimm stelle ich es mir für die betroffenen Kinder vor.

Da gibts ja keine absolute Sicherheit, daß die Familie mich auffängt bei Problemen, wenn die einzelnen Familienmitglieder austauschbar sind.

Wie gehts beispielsweise den Kindern Silke und Benjamin, deren Mutter sich scheiden lässt und dann den Dirk heiratet? (Namen frei erfunden, Schicksale echt).
Silke und Benjamin sind drei und vier Jahre alt, als sich die Mutter Magda scheiden lässt.
Während Magda arbeitet, sind die Kinder bei ihrer Oma.
Silke und Dirk sind fünf und sieben Jahre alt, als Magda Robert heiratet. Der leibliche Vater darf seine Kinder nicht mehr sehen (DIe Kinder fürfen ihn auch nicht mehr sehen!).
Magda, Robert und die Kinder ziehen zusammen in ihre neue Wohnung, 100 km weiter.
Also verlieren die Kinder, nach dem Vater nun auch die Bezugsperson Oma.
Die Ehe zwischen Robert und Magda geht 10 Jahre gut. Dann zerbricht sie, Robert zieht aus.
Die Kinder kenen ihren leiblichen Vater nicht mehr, Robert wollen sie nicht mehr kennen.
Magda wird mit Benjamin nicht mehr fertig, schmeisst ihn raus, der landet auf der Strasse.
Gucken wir uns die Situation bei Robert an:
Der verlor seine vorherigen 2 Kinder auch wegen einer neuen Partnerschaft seiner Ex-Frau.
Nun verlor er Silke und Benjamin, die er als "seine" Kinder behandelte.


Ich finde so einen Umgang mit Vater- bzw. Kindesliebe erschreckend. Wie findet Ihr das?

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Nutzer: Gast_Zabia
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geschrieben am: 18.08.2002    um 00:53 Uhr   
Fendt, du triffst den wunden Punkt.

Mein Partner sagt, daß sehr junge Kinder nicht merken, daß sie einen anderen "Vater" kriegen.
Ich finde, das ist versuchter Betrug, auch wenn alle das "beste" für die Kinder wollen.

Ich denke, die Leute früher wussten nicht, wie lange sich Kinder erinnern. Und sie wussten auch nicht, wie schwer es ein Kind emotional trifft, wenn die Mutter, der man ja normalerweise absolut vertraut, ja vertrauen muss, bei so einer tiefgreifenden Lüge erwischt wird.

Ich sage nochmal: Da stand keine böse Absicht dahinter.

Fendt, ich denke, Du weisst das auch.

Doch die Problematik bleibt. Das Kind fühlt sich betrogen. Der leibliche Vater hat sein Kind verloren. Der Stiefvater weiss genau, das Kind, das er erzieht, und mehr oder weniger auch liebt, ist nicht sein leibliches.
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Nutzer: White_Shadow
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geschrieben am: 18.08.2002    um 13:46 Uhr   
[i][/schwarz][schwarz]Das mit dem "hingehören" war auf die Geschehnisse bezogen..(also die Geschehnisse weshalb ich von meinem Vater nichts mehr wissen möchte)

Und diese Geschenisse die ich erlebt habe möchte ich hier nicht preis geben und werde es auch nicht tun.

Whity
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geschrieben am: 18.08.2002    um 14:17 Uhr   
vergesst es ... is doch zu persönlich
aber mir gehts genauso
Geändert am 18.08.2002 um 14:19 Uhr von xspect

Geändert am 19.08.2002 um 00:53 Uhr von xspect
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Nutzer: xspect
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geschrieben am: 18.08.2002    um 14:30 Uhr   
...
Geändert am 19.08.2002 um 00:54 Uhr von xspect
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Nutzer: Gast_Zabia
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geschrieben am: 19.08.2002    um 12:06 Uhr   
Ich wollt eigentlich nix persönliches hören, keine Erfahrungen, meine ich.

Ich wollte Eure Meinung dazu wissen, und auch, wie das in Westdeutschland gehandhabt wurde bzw. wird.

Kann auch sein, daß Ihr überfordert seid damit.

Dann entschuldige ich mich hiermit.
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"Autor"  
Nutzer: Monstimix
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geschrieben am: 19.08.2002    um 19:43 Uhr   
Hallo Zabia!

Interessante Sache die du da schreibst, aber eines möchte ich noch ergänzend hinzufügen, in der ehemaligen DDR [b]musste[/b] sich ein Kind ab dem Alter von 10 Jahren für den Elternteil entscheiden, wo es bleiben wollte! (Erfahrungswert)

Grüsse nach Ösiland!
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Nutzer: PoleCat
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geschrieben am: 19.08.2002    um 21:08 Uhr   
[i]Also...zur rechtlichen Situation hier in Ger kann ich nur sagen,dass sie sich nicht wesentlich von der österreichischen unterscheidet.

Das Wohl des Kindes steht im Vordergrund.....und sobald das Kind fähig ist,kann es eigene Entscheidungen über Besuche etc treffen...

Geändert am 20.08.2002 um 00:43 Uhr von PoleCat
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Nutzer: Sir_Roco
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geschrieben am: 19.08.2002    um 21:43 Uhr   
ich freue mich endlich mal interessante themen hier.ist ja sonst eher selten.allerding kenn ich mich nun wirklich mit familienpolitik absolut nicht aus,und kann deshalb nur die anderen reden lassen.
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Nutzer: Gast_Zabia
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geschrieben am: 20.08.2002    um 09:47 Uhr   
Bei uns wird auch ein Kind zw. 10 und 14 (ungefähr) befragt, wo es bleiben will. Aber das Kind kann nur seine Wünsche bekanntgeben, es wird nicht automatisch danach entscieden.

Mir gings aber darum, wie in der DDR entschieden wurde:

Daß der leibliche Vater "stören" kann bei einer neuen Partnerschaft der Mutter, und daher fast automatisch ausgeschlossen wurde vom Kontakt mit dem Kinde.

Ich find das furchtbar für alle Beteiligten.


Überhaupt hab ich den Eindruck, daß die Politik ziemlich hilflos ist bei dem Thema Scheidung und Folgen.

Bei uns gibts so Wörter wie

Vollfamilie
Teilfamilie
Patchworkfamilie (Patchwork ist Resteverwertung von Stoffen, das vielleicht hübsch aussehen kann)
schräge Familienverhältnisse (schräg: negativ gemeint)

Fragt man Deutschlehrer danach, welches Familienverhältnis zur z.B.
2.Frau des Vaters besteht, herrscht Hilflosigkeit.

"Stiefmutter" stimmt angeblich nicht: "Stiefmutter stimmt nur, wenn die leibliche Mutter tot ist" (?!)

Und wie stehts mit den Kindern des Vaters aus 2., 3. Ehe? Sind das nun Halbgeschwister oder nicht? Uns was ist mit den Kindern, die die 2., 3. Frau des Vaters in die Ehe mitbringt?

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