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geschrieben am: 22.09.2002 um 19:29 Uhr
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also wer von euch is der meinung das die tiere auf den schlachthöfen unnötog gequält werden? und wer könnte auf das fleisch verzichten?und würde sich auch dafür einsetzen?
hier noch ein "kleiner" Teil eines berichtes über ein paar wochen in einem schlachhof deutschlands..!!!:
»Es werden nur Tiere angenommen, die tierschutzgerecht transportiert werden und ordnungsgemäß gekennzeichnet sind«, steht auf dem Schild über der Betonrampe. Am Ende der Rampe liegt, steif und bleich, ein totes Schwein. »Ja, manche sterben schon während des Transportes. Kreislaufkollaps.«
Was für ein Glück, daß ich die alte Jacke mitgenommen habe. Obwohl erst Anfang Oktober, ist es schneidend kalt, aber ich friere nicht nur deswegen. Ich vergrabe die Hände in den Taschen, zwinge mich zu einem freundlichen Gesicht und dazu, dem Direktor des Schlachthofes zuzuhören, der mir eben erklärt, daß man längst keine Lebenduntersuchung mehr vornimmt, nur eine Lebendbeschau. 700 Schweine pro Tag, wie sollte das auch gehen.
»Es sind eh keine kranken Tiere dabei. Die würden wir sofort zurückschicken, und das kostet den Anlieferer eine empfindliche Strafe. Das macht der einmal und dann nicht wieder.« Ich nicke pflichtschuldig - durch, nur durchhalten, du mußt diese sechs Wochen hinter dich bringen -, was passiert mit kranken Schweinen?
»Da gibt es einen ganz speziellen Schlachthof.« Ich erfahre einiges über die Transportverordnungen, und wieviel genauer man es heutzutage mit dem Tierschutz nimmt. Das Wort, an diesem Ort gesprochen, klingt makaber.
So etwas träumt man in bösen Träumen, aus denen man schweißgebadet aufschreckt.
Inzwischen hat sich der vielstimmig grunzende und quickende Doppeldecktransporter unter uns bis an die Rampe heranrangiert. Einzelheiten sind in der morgendlichen Dunkelheit kaum auszumachen; die Szenerie hat etwas Unwirkliches und gemahnt an jene gespenstischen Wochenschauen aus dem Krieg, an graue Waggonreihen voller ängstlicher bleicher Gesichter, an Laderampen, über die geduckte Menschenmengen von gewehrtragenden Männern getrieben werden; plötzlich bin ich mittendrin. So etwas träumt man in bösen Träumen, aus denen man schweißgebadet aufschreckt: Inmitten wabernden Nebels, in Eiseskälte und schmutzigem Zwielicht dieses unnennbar böse Bauwerk, dieser flache, anonyme Klotz aus Beton und Stahl und weißen Kacheln, ganz hinten am frosterstarrten Waldesrand; hier geschieht das Unaussprechliche, wovon niemand wissen will.
Die Schreie sind das erste, was ich höre an jenem Morgen, als ich eintreffe, um ein Pflichtpraktikum anzutreten, dessen Verweigerung für mich fünf verlorene Studienjahre und das Scheitern aller Zukunftspläne bedeutet hätte. Aber alles in mir - jede Faser, jeder Gedanke - ist Verweigerung, ist Abscheu und Entsetzen und das Bewußtsein nicht steigerbarer Ohnmacht: Zusehen müssen, nichts tun können, und sie werden dich zwingen mitzumachen, dich ebenfalls mit Blut zu besudeln. Schon aus der Ferne, als ich aus dem Bus steige, treffen die Schreie der Schweine mich wie ein Messerstich. Sechs Wochen lang werden sie mir in den Ohren gellen, Stunde für Stunde, ohne Unterlaß. Durchhalten. Für dich ist es irgendwann zuende. Für die Tiere nie. Ein kahler Hof, einige Kühltransporter, Schweinehälften am Haken in einer grell erleuchteten Türe. Alles peinlich sauber. Das ist die Vorderfront. Ich suche nach dem Eingang, er ist seitlich gelegen. Zwei Viehtransporter fahren an mir vorbei, gelbe Scheinwerfer im Morgendunst. Mir weist ein fahles Licht den Weg, erleuchtete Fenster. Ein paar Stufen, dann bin ich drinnen, und jetzt ist alles nur noch weißgekachelt. Keine Menschenseele zu sehen. Ein weißer Gang, - da, der Umkleideraum für Damen. Fast sieben Uhr, ich ziehe mich um; weiß, weiß, weiß. Der geliehene Helm schaukelt grotesk auf den glatten Haaren. Die Stiefel sind zu groß. Ich schlurfe wieder in den Gang, stoße beinahe mit dem zuständigen Veterinär zusammen. Artige Begrüßung. »Ich bin die neue Praktikantin.« Bevor es losgeht, die Formalitäten: »Ziehen Sie sich mal was Warmes an, gehen Sie zum Direktor und geben Sie Ihr Gesundheitszeugnis ab. Dr. XX sagt Ihnen dann, wo Sie anfangen.«
Schon aus der Ferne treffen die Schreie der Schweine mich wie ein Messerstich...
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