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geschrieben am: 08.11.2002 um 11:28 Uhr
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"Heilige Scheu vor einem
heiligen Raum
tiefster Stille.
Der Atem stockt,
nichts mehr als Stille
und Scheu
und Zittern vor dem,
der da
ist."
[i]weibl. Autorin unbekannten Namens[/i]
[i]5. Aufzug, letzte Szene: sich störrisch wieder aufrichtet, mit den Fingern schnippst, so dass ein alter Leierkasten in der Mitte der Bühne wie aus dem Nichts erscheint, ein Instrument aus dunkelbrauner Eiche, geschmückt mit silbernen Verzierungen an den Seiten. Langsam schleicht er zur Ballerina, die da die Hände erwartungsvoll an ihr Kleid drückt, fast keusch wirkt sie, trotz der fremden Worte, der kalten Worte, von brennenden Lippen gesprochen.
... und wie ein Geist, ein Schatten seiner selbst schlängelt er um sie herum, flüstert leis':[/i]
"Fühlst du sie, die Angst, mein Kind
dort unten, wo die Engel sind?
Nimm ich dich mit und halt dich fest,
bis meine Sucht mich gehen lässt."
"Willkommen zu Hause, mein Leben.", und fast gelähmt muss ich gestehen, wir sind da, wo wir immer waren, wo wir hingehören, an einem Ort, der uns entspricht. Wir stehen vor der Toren der Hölle, des Hades, um beim Thema zu bleiben. Wenn die abgrausigen Gestalten dieser nimmerendenden Dunkelheit uns nicht töten können, tut es das Feuer. Es reinigt, desinfektioniert, wie ihr wisst ...
[i]lächelt dann seltsam abwesend und beginnt den Kasten zu nutzen, spielt eine Jahrmarksmelodie und singt mit hoher Stimme dazu:[/i]
"Und wenn du küsst und denkst an Mord,
mein Zweites Herz sei unbesorgt,
ich deck dich täglich zu, beschütze dich,
so wie du mich, erfüll nur immer deine Pflicht,
denn dich erkennt und hört man nicht."
[i]Tilo Wolff[/i]
Und nun? Nun erkenne ich, wer hier wen retten müsste: Du mein Leben, uns, Susa und mich? Ihr beide mich oder Ich mich alleine? Würdet ihr es zu zweit schaffen, wenn ich es alleine nicht zu vollbringen vermag? Die Antwort liegt in der Luft, in der stickigen, verbrauchten Luft dieses Gewölbes und ich will sie gar nicht hören. Mir deucht, dass des Protagonisten des Stückes Schicksal, so sehr ich dieses Wort auch hasse, wie in jedem Drama von Anfang an besiegelt schien. Konnte ich je gewinnen und wenn "Ja", zu welchem Preise, zu welchem unaussprechlich hohem Preis? Sterbe ich nicht, so ist einer euer Enden schon so gut wie sicher, oh verruchte Regel alter Tage, dämliche Liebe zur Nostalgie, zum Blute wichtiger Götter dieses Äthers.
"Was hält mich noch hier,
an diesem Ort der Dunkelheit,
nur das Licht, das deine Liebe
mir scheinen lässt in Ewigkeit?"
[i]Thomas Rainer[/i]
[i]sieht sie dann, wie sie tuscheln, tanzen, lachen und neidet ihnen ihre ewige Lüge, zweifelt abermals und macht smoit wieder alles falsch, was nur falsch gemacht werden konnte[/i]
Ja, ich bin allein, das letzte "lebende" Geschöpf auf Gottes kalter Erde und trage die alleinige Verantwortung. Und eben weil ich diese trage, habe ich auch besondere Rechte, denn wenn etwas schief geht, muss ich dafür gradestehen. Nicht ihr, die da nach meiner Liebe schreit, die um Herzenswärme betteln, sondern ich, der sie ein ums andere mal gewährte. Noch nie habe ich es bereut, wenn ich euch in die Augen sah, meine kleinen Mädchen, es war euch nur noch nicht genug. Gierig saugen euer beider Lippen an den Stecknadelkopfgroßen Löchern an meinem Halse. Dabei warnte Lestat doch ausdrücklich: "Nicht, du musst aufhören, bevor der Tod eintritt, sonst reißt er dich mit hinab." Habt ihr das vergessen, meine Engel, meine kleinen, süßen Engel?
"Drum nehm ich dich in Haft und zeihe dich
als einen Volksbetörer, einen Zauberer,
der unerlaubte, böse Künste treibt. -
Legt Hand an ihn, und setzt er sich zur Wehr,
zwingt ihn, [b]und gält's sein Leben.[/b]"
[i]William Shakespeare in Othello, 1. Akt, 2. Szene[/i]
Ich würde es nicht wagen, auf dir zu Spielen wie auf einer "Teufelsharfe", meiner Geige. Nur um dein Wohl war ich besorgt, wollte dich in Sicherheit wissen, bevor ich der Welt ein Ende mache, in meiner vollendeten Schwäche. So zweifelst du sogar an meienr Liebe, kleine Sonja?
[i]nimmt ihre Hand und küsst diese, ohne ihre Haut mit seinen Lippen zu berühren[/i]
So sagte ich es ihr, ich versprach es ihr vom Herzen, dass alles Zukunft hat, dass alles meine Hingabe verdient. Was gilt ihr mein Wort? Liebt sie es so, wie sie mich einst liebte? [i]sieht zu Susa und eine sekunde später wieder in die Masse spöttischen Grinsens[/i]
JA, ihre Schwäche wird zunehmend unerträglich, da ich glaube, ihr nichts sagen zu können, so dass sie MIR glaubt. Alles von Bedeutung, verliert seinen Sinn, wär das nicht unerträglich für jedes lebend Wesen?
Das Salz in meinen Wunden dient nicht der Verstärkung des Schmerzes, wie du wissen solltest. Der Schmiss wird mit dem Salz genäht, um später größer zu erscheinen, ein Zeichen meiner Feinde, an Andenken an euch beide, wenn ich euch eines Tages nicht mehr kenne. Dann ist es alles, was ich habe ... |
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