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geschrieben am: 27.08.2003 um 20:21 Uhr
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Faffylein:
Vielleicht hat sie die Bombenhagel als Gewitter bezeichnet?
Da hats ja gedonnert, und geblitzt. Und niemand hat gewusst, ob er und seine engste familie ode rihr Besitz das übersteht.
Ich denke, Deine Uroma hätte sicher von Juden geredet, wenn das ein Thema für sie gewesen wäre.
Ich weiss, daß ich mich meine Kindheit lang, eigentlich noch jetzt, manchmal frage:
Wie sieht ein Jude nun wirklich aus? Ist der und der ein Jude?
Irgendwie waren Juden in meiner Familie auch kein Thema. Ich bin mir sicher, die kannten niemanden, der Jude war. Weder meine Mutter noch mein Vater.
Aber seit letzter Zeit weiss ich: Das Vergasen der benachteiligten Kinder, Behinderten, Alten, Kranken, daß hat die Bevölkerung mehr getroffen, als die Nazis wahrnahmen.
Nur hat sich kaum wer getraut, das auszudrücken.
Alle haben gewusst, was "an Lungenentzündung verstorben" hiess. Sogar Nazis aus Berlin haben in Österreich einen Richter beschäftigt. Auch Nazis haben nämlich ihre Kinder geliebt. Auch wenn sie benachteiligt, behindert waren.
Der Linzer Richter, der diesen Fall bearbeitet hat, der im Sinne des Berliner Vaters ermitteln wollte, bekam einen Maulkorb und wurde versetzt.
In letzter Zeit gabs mal eine Staatssekretärin Beatrix Ey., die kam aus meiner Stadt und trug denselben Namen. (die konnte ein wenig stolz auf ihren Vater sein. Wenns der Vater war. Der wollte Recht sprechen).
Ich hab auf meinem Postamt auch Briefe liegen für Bewohner, die "Jud" heissen. Da wunder ich mich manchmal. Kenn die nicht. Warum die diesen Namen tragen. Und wenn sie ihn immer tragen, wo die herkommen. Kann mir nicht vorstellen, daß die zur Nazizeit hier waren. Genauer, daß sie es überlebt hätten.
Jener Arzt, der so salopp tausendemale den Gashahn in Hartheim aufdrehte, der wurde niemals bestraft. Der kam davon. Obwohl jener Berliner Vater immerhin seinen Real-Namen in Linzer und Wiener und Berliner Gerichtsakten schreiben liess. (Die hatten nämlich von Anfang an Decknamen, weil sie von vornherein wussten, daß auch unter dem Gesetz des Deutschen reiches die Vertilgung der Benachteiligten verboten war!) ("Das Mordschloss" Hartheim)
Dieses Buch ist sehr interessant. Es beleuchtet auch den Aufwand, den die Nazis trieben, um zu verhindern, daß den Eltern und Verwandten auffiel, daß irgendwie gehäufte Todesorte oder Diagnosen auffielen, bzw. bei Urnenverschickungen haben sie die Postämter gewechselt. - Oder, weil sich die Nachbarn fragten, weil immer nur Busse die Menschen anlieferten, aber nie welche das Schloss verliessen. Und nun offensichtlich auf die Postbusse achteten: Da haben sie die Fenster dieser Busse weiss gestrichen. - Aber die Leute haben trotzdem und genau deswegen gewusst,...
Oder die "Pyramiden von Hartheim.": Die Arm und Beinknochen z.B. sind nciht verbrannt im Krematorium. Also haben sie die per LKW in die Donau gekippt. Dann kam ein Hochwasser. Da haben die die Krematoriumsreste einfach dort hingekippt, wo sie nciht merh weiterkamen.
UNd die Bauern dieser fruchtbaren Gegend ...
haben die offenbar pyramidenartig aufgeschichtet.
Pyramiden von Hartheim. Ich kannte den Ausdruck nicht. Aber für diese Tat bewundere ich die Menschen dieser Gegend.
Der Autor schreibt sonst nix mehr, nix über Strafen, oder was mit den Pyramiden geschehen ist.
Aber die Nazis haben davon gewusst. Sie haben Knochenmühlen angeschafft.
Egal, ob Vorfahren Verbrechen begangen haben, oder nicht.
Gelitten haben sie. Übermässig.
Davongekommen ist niemand.
Von Schuld brauchen wir nicht reden, wir sind alle Nachkommen.
Aber reden müssen wir, solang Interesse besteht und jemand reden kann.
Die Sünden der Väter gehen bis in die 4. Generation. Da meine ich nicht meinen Urgrossvater speziell. Da meine ich auch: Niemand weiss, wer schuld ist, daß ein Mensch nicht erfährt, daß Leben kostbar ist, was menschlich sein bedeutet. Wenn mein Vater schuldig wäre? Wie kann ich annehmen, daß meine Enkel davon nicht tangiert wären?
Darum
Peace
peace forever
Geändert am 27.08.2003 um 20:40 Uhr von zabia |
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