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geschrieben am: 06.12.2002 um 23:28 Uhr
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Ich gebe Dir dort recht:
Daß Du den Text von Matrixgirl überhaupt wahrgenommen hast, und Dich so ausführlich damit beschäftigt hast, ist wirklich Grund zur Freude für Matrixgirl.
Nur eben eine zweischneidige. Sie gibt Freude und verletzt gleichzeitig, obwohl das kaum jemand bemerkt hat.
Jedes weitere Wort ist zuviel.
Das grosse Unglück dieser Welt ist ja:
Die, die verletzen nehmen das oft gar nicht mehr wahr.
Genauso wie viele, die verletzt werden, das schon so gewohnt sind, daß sie es auch nicht mehr wahrnehmen können.
Ändern können sie es offensichtlich nicht, wozu sich verrückt machen?
Augen zu, und durch (das machen die, die es noch merken)
Die anderen bedanken sich noch.
Ich halte auch für Dich keine Kette in der Hand, Glorious.
Tu, wozu Du Lust hast, genau wie ich es tu.
(Was bedeutet: Wenn ich hier nichts mehr reinschreibe, kann das auch bedeuten, daß ich keine Zeit mehr habe, keine Lust, oder keinen Sinn mehr darin sehe. Wenn ich Dir recht gebe, dann sag ichs Dir.)
Otelo hat mich nicht gefunden. Und ich hab auch nicht Otelo gefunden.
Julius hat Otelo, Flyover und mich gefunden, und viele andere, die nun andere Interessen haben.
Wenn Du schreibst, ernsthafte Wissenschafter beschäftigen sich auch mit dem, was ich Poesie nenne, dann bin ich überrascht. Ich kann aber nur hoffen, daß sie dabei auch Verständnis haben, daß definitionsgemäß nicht mit Klassikern verglichen werden darf.
Ich würde mir da eher wünschen, daß sie Vergleiche auf gleicher Ebene machen. Feststellen, wie ein anerkannter Künstler seine Gehversuche machte, und mit anderen Gehversuchen vergleichen.
Rhythmus darf ich aber nur bei jenen erwarten, die auch begriffen haben, was Rhythmus ist. Damit man das begreift, muss einem das wer begreiflich machen. Das geschieht aber sehr selten. Soweit ich weiss, erst in den letzten zwölf Jahren, in der Erwachsenenbildung. Bei meinen Kindern hab ich das gar nicht gemerkt.
Ich werf niemandem Schreibfehler vor. Mach ja selber auch viele, und hab dabei einen blinden Fleck. (Ich ersuche Dich dennoch, das Wort Exhibitionist mal im Lexikon nachzugucken.)
Du hast ja Hirn, mehr als ich, was Literatur betrifft. Ich bin sogenannter Konsument, Klassiker sind mir eher fremd. Der einzige Text mit dem ich mich in der englischen Sprache intensiv beschäftigt habe, war Tim Rice, "Jesus Christ, Superstar". Damals war ich fünfzehn.
Ich wollt mir nicht die Blösse geben, daß ich Dir sage, diese Verse, unter denen kein Name steht, finde ich perfekt. Und dann kommt womöglich voller Spott und Hohn von Dir: Lies erst mal Shakespeare oder jenen Klassiker, dann kannst mitreden.
Wenn ich sage, ich finde sie perfekt, dann ist mir auch bewusst, dass diese Verse im Stil neben Shakespeare's Texten bestehen können, obwohl sie Jahrhunderte später von Dir bewusst so erdichtet wurden. (Ich will hier die anderen texte in jenem Mäppchen nicht übersehen. Die sind auf gleicher Ebene!)
Wenn ich Deinen letzten Scherz lese, weiss ich nicht, soll ich lachen, oder weinen? Da fällt mir jene alte, blinde Frau ein, die mir erzählt hatte, daß sie so gerne stundenlang Klavier spielt. Die mir von ihrem Lebenspartner erzählte, der taub ist. Und die, bevor sie starb Stimmen hörte, und deswegen im Krankenhaus den Ärzten und Schwestern gegenüber nicht zugeben wollte, daß sie blind ist, weil sie Angst hatte, sie käme nie wieder nach Hause. (Hast Du nicht mal was vom "Bild des Schreckens gesagt"?)
Glorious. Ich bin schwerhörig. Du wärst der einzige, der Dein Flüstern am Telefon hört. Ich kann die Gedichte nicht hören, wenn sie der Verfasser vorträgt. Ich kann sie nur lesen.
(und meine "weisse Haut" lernt erst seit kurzer Zeit, daß Berührungen nicht nur verletzen können.)
So, jetzt ists genug. Nun such ich mir das Gedicht. |
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