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geschrieben am: 17.11.2002 um 14:25 Uhr
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Ich danke Dir, Venus, DU drückst besser aus als ich, was ich mitteilen möchte. Wenns Dich nicht gäbe, müsst man Dich glatt erfinden!
Ich schreibe diesen Beitrag zum 2. Mal. ich hab vorhin eine Taste (sleep?) versehentlich berührt, und mein Rechner ist runtergefahren.
Ich hab auch ähnliche Ansichten, daß Mütter die Kinder, die aus Vergealtigungen entstehen, nicht automatisch hassen.
Diese Kinder können nun ja gar nichts dafür. Auch sind die Teil der Mutter. Fleisch und Blut. Ich würd ebensowenig ein Kind abtreiben, deshalb, weil es behindert sein könnte oder weil es aus einer katastrophalen Situation entstanden ist.
[b]Ich finde es schön an dieser Zeit:
Das der Gesetzgeber klar sanktioniert, wenn nicht beide Partner ihr Einverständnis zur sexuellen Betätigung geben.
Das es verschiedenste Möglichkeiten gibt, sich Kinderwunsch zu erfüllen.
Das es auch verschiedenste Möglichkeiten gibt, unerwünschten Kindersegen zu verhindern.[/b]
@badboy:
Ich habe nicht alles erlebt, von dem ich schreibe. Ich schreibe auch klar, was mir Menschen erzählen.
Ich staune ja selber oft, wieviel die bereit sind zu erzählen. Als würden die darauf warten, daß ihnen endlich mal wer zuhört. Das ist aber ein Geben und Nehmen.
Ich hab am Montag, als ich im Krankenhaus war, vor dem Gebäude eine geraucht. Dastand ein kleiner Bauer, etwa 60 Jahre alt, hat auch geraucht. Da hat er mir erzählt, er hätte einen Gehirnschlag gehabt. Na, hab ich mich ein wenig drüber unterhalten mit ihm. das es ihm jetzt ansscheinend ja wieder gut geht, daß nix zurückgeblieben ist. Einfach nettes Gespräch.
Da rückt er plötzlich raus, daß er aus dem oberen Mühlviertel ist. Da gehts grad durch unsere Zeitungen, daß ein Bauer dort eine Frau umgebracht hat, und daß diese Frau ihn erpresst hätte, weil er sie mal "gewürgt hat" (soviel zur Vorgeshcichte).
Er erzählt mir, daß er aus jenem Ort ist. Sag ich, ja ich hab davon gelesen. Sagt er: "Naja, die wurde ja damals vergenußzwergelt" (Jetzt muss ich einwerfen: das ist ein beschönigender Ausdruck für Vergewaltigung - das zwergeln bedeutet eigentlich: eher harmlos(!))
Nun, weil ich ja sleber ein Problem mit dem Thema hatte, und auch weil mir Angst machte, so ein Thema allein mit einem eher unbekannten Mann zu diskutieren, hab ich den nicht ausgeholt. Hab ein anders Thema angeschnitten, und bin dann wieder reingegangen.
Tatsächlich hat der aber anscheinend die Wahrheit gesagt. Der Bauer wurde von der erpresst, weil er sie vergewaltigt hatte. Da dürfte das auch das ganze Dorf wissen, aber die Zeitungen schreiben anders.
Und weil ich vor dem Krankenhaus mit dem geredet hatte, hat der mit dem, was ihn momentan sehr beschäftigt, damit rausgerückt.
So gehts mir mit vielen.
Manchmal denke ich, Menschen zuzuhören ist tausendmal interessanter, als Bücher zu lesen. Es dauert nur länger. Sie müssen den Zuhörer erst schätzen lernen. Einordnen. Dann öffnen sie sich. (Können anscheinend gar nicht anders.)
Weisst, Badboy: Ich hab wirklich vieles erlebt. Weit mehr, als ich erzählen könnte. Schlimme Sachen, aber auch Grandiose Sachen. Wunderbare.
Ich hab mal eine Frau im Krankenhaus getroffen, die hat mir von ihren Ehesorgen erzählt. Daß der Mann sie betrogen hat, daß sie nicht mehr weiss, was sie tun soll. Sie war deshalb im Spital. Hat sich unheimlich gegrämt.
Ich hab ihr gesagt, ich hätte ein Gedicht von Bert Brecht (Der abgerissene Strick) gelesen, daß auf ihre Situation passt. Hab ihr das abgeschrieben und gebracht. Es war ganz kurz.
Da gehts darum, daß ein Strick der gerissen ist, wieder neu geknotet werden kann. Er hat zwar einen Knoten, man vergisst nie, daß er entzwei war; aber man kann ihn noch gebrauchen.
Zu meiner absoluten Ãœberraschung und Freude hat mir diese Frau dann bei ihrer Entlassung Blumen bringen lassen, weil ich ihr damit so sehr geholfen hatte.
Ich hatte gespürt: Diese Frau wollte den Ehemann behalten, liebte ihn trotzdem. Sie wollte von mir hören, es ist okay, wenn Du ihm verzeihst. Bleib bei ihm, Du kannst zwar nicht vergessen, was geschehen ist, aber du darfst, kannst damit leben.
Ich hoff, ich hab damit ausgedrückt, Badboy, warum ich vieles erlebe. Zuhören heisst, auf den anderen eingehen, sich mit ihm ernsthaft auseinander setzen. Ganz wichtig ist auch: Bei der Wahrheit bleiben, äusserst sparsam mit Lügen und Unwahrheiten umgehen. Auch wenns die Leute nicht wissen, spüren tun sies doch, ob Du ehrlich bist.
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