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geschrieben am: 25.11.2001 um 20:28 Uhr
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[rot]Liebe zeigen [/rot]
"Bleib", sagte sie auffordernd zu ihm, als er gehen wollte. Die Küchentür war noch offen, er hatte noch keine Zeit dazu gehabt sie zu schließen, denn er war ja gerade erst hineingekommen. Er war unsicher, was er zu tun hatte. Sollte er ihr helfen? Sollte er gehen? Oder sollte er ihren Eltern bescheid sagen? Nein, das ging nicht, die waren verreist.
Es schauderte ihn, als er sie so, scheinbar sehr erschrocken weil er ins Haus platzte, da stehen sah. Steif, ohne jede Zuckung stand sie da, mit dem Messer in der rechten Hand, der Ärmel des linken Unterarmes hochgekrämpelt. Es war alles so schön vorbereitet, alles so exzellent geplant. Nur eines vergass sie: ihn! Woher er den Haustürschlüssel hatte, wusste sie nicht und es spiele auch keine Rolle mehr, denn er hatte sie auf frischer Tat ertappt.
Sie hatte ihm sagen wollen, dass alles nur ein Missverständnis war, dass es ganz anders wäre, als es zur Zeit aussah. Doch so schnell konnte man ihn auch nicht für dumm verkaufen und außerdem blieben ihr die Worte im Halse stecken. Zu sehr erschrack sie, als er plötzlich in der Tür stand. Minuten des Schweigens vergingen.
Leise flüsterte sie: "Bleib". Es klang wie eine Bitte, sie hatte ihn noch nie um etwas gebeten. "Bleib und versuche, mich zu verstehen", flüsterte sie weiter. Verdutzt stand er da, die Türklinke immer noch fest in seiner Hand. Was er dachte, konnte sie nicht ahnen, doch diese Stille seinerseits war unerträglich. Er suchte immer noch nach der richtigen Lösung.
"Bitte, sag doch endlich etwas, mein Schatz, ich liebe dich doch so sehr, bitte!", sie flehte, immer noch das Messer in der Hand. Und dann erwiederte er mit sehr betonten Worten: "Ich liebe dich, weißt du noch, was ich dir sagte? Ich sagte, entweder ich oder das Messer! Und du hast dich für mich entschieden, bis jetzt. Doch die Entscheidung für mich konnte nicht von Dauer sein, das sah ich dir an, doch ich hoffte es so. Nun hast du dich unentschieden, nun mußt du sehen, wie du alleine zu recht kommst. Einma schon hab ich es dir verziehen, dir geholfen, dich gerettet und mir geschworen, wenn's noch ein zweites Mal passiert, bin ich weg." Seine Stimmt klang zittrig, aber er versuchte es zu verbergen.
"Bleib, bitte bleib!", etwas anderes konnte sie nicht sagen. Seine Worte waren so unerträglich, das konnte er doch nicht ernst meinen, nein, gleich würde er sie wieder in seine Arme schließen und alles würde gut werden. "Nein, du hast dich endgültig entschieden, noch einmal kann ich dir nicht helfen, du mußt dich nun selber retten.". Er wusste nicht, was er ihr antat. Zum ersten Mal fing er an sich zu bewegen. Er ging aus der Tür, schloss sie sanft und als sie die Haustür hörte, begriff sie, dass es nun endgültig war.
"Bleib, ich liebe dich doch so, bitte bleib, ohne dich kann ich nicht leben", flüsterte sie, aber er konnte es nicht mehr hören. Er war weg. Sie wußte, was sie zu tun hatte. Das Messer in ihrer Hand bohrte sich nun in ihren Arm, ganz tief.
Er grübelte tagelang, ob er das Richtige getan hatte, er liebte sie doch so sehr. Bis zu dem Anruf ihrer Eltern war er am Grübeln. Dann wurde ihm plötzlich klar, er hatte falsch entschieden.
Den Anzug, den er heute trug, war für einen guten Anlass gekauft. Sie hatte ihn mit ausgesucht, er sollte für ihre Verlobung sein. Doch heute war kein guter Anlass, es war der Tag ihrer Beerdigung. Es tat ihm alles so leid, er hätte bemerken müssen, dass sie sich nicht alleine retten konnte. Am Grabe schwor er ihr, sie würden bald wieder zusammen sein.
Und so sollte es dann auch kommen. In der folgenden Nacht lief er zum Friedhof. Zu ihrem Grab. Sie war tot - seinetwegen. So glaubte er zumindest. Er wollte wieder bei ihr sein. Es sollte wieder alles gut werden. Also nahm er die Tabletten aus seiner Tasche und schluckte sie alle.
Nach kurzer Zeit war er wieder bei ihr, beide waren für ewig vereint
-blacksoul- |
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